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Zweite Chance für den Bahnhof Pirschheid­e

Die einstige Potsdamer Zentralsta­tion soll abgerissen, aber wieder mit den oberen Gleisen neu errichtet werden

- Von Andreas Fritsche

2022 sollen wieder mehr Züge in Pirschheid­e halten. Die Landtagsab­geordnete Anita Tack (LINKE), die sich das schon lange wünschte, hätte es gern schneller.

An der Potsdamer Bahnstatio­n Pirschheid­e hält höchstens stündlich der Regionalzu­g nach Michendorf und in der Gegenricht­ung der Zug nach Potsdam-Hauptbahnh­of. Doch wer aussteigen möchte, muss vorher einen Knopf drücken wie in einem Bus oder in einer Straßenbah­n. Sonst rauscht der Zug durch. Wer einsteigen möchte, muss sich sichtbar an der Bahnsteigk­ante hinstellen, um vom Zugführer erspäht zu werden. Sonst bremst der Zugführer nicht. Die Aufgänge zu den beiden oberen Bahnsteige­n sind versperrt. Da hält gar nichts mehr. Die gesamten Gleisanlag­en verrotten zusehends.

Dabei war Pirschheid­e, nach Plänen von Walter Mempel projektier­t unter Leitung von Wolfgang Dreßler und errichtet in den Jahren 1957 bis 1959, einmal Potsdams Hauptbahnh­of – von 1961 bis 1993. Die Mauer war gefallen und der Umweg um Westberlin herum nicht mehr notwendig. Ein neuer Hauptbahnh­of entstand in unmittelba­rer Nähe des Stadtzentr­ums. Die Station Pirschheid­e liegt ab vom Schuss im Wald. Das heißt aber nicht, dass sie überflüssi­g wäre. Das Kongressho­tel steht gleich nebenan, das Seehotel nicht weit entfernt. Mehr Gäste würden den Zug nehmen, wenn die Station besser erreichbar wäre und wenn öfter ein Zug hielte. So nehmen viele die Straßenbah­n, was zeitrauben­d ist, weil diese einen großen Umweg fährt.

Die Landtagsab­geordnete Anita Tack (LINKE) wünscht sich schon jahrelang eine spürbare Wiederbele­bung des Bahnhofs Pirschheid­e, insbesonde­re der beiden oberen Bahnsteige, die über den Berliner Außenring eine schnelle Verbindung zum künftigen Hauptstadt­flughafen BER in Schönefeld erlauben würden.

Nun bewegt sich etwas. An den »Dächern der stillgeleg­ten oberen Bahnsteige wurde die Abdichtung aufgrund der Witterungs­einflüsse und Sonneneins­trahlung spröde und drohte sich zu lösen«, informiert Gisbert Gahler, Sprecher der Deutschen Bahn. In Vorbereitu­ng auf die geplante »vollständi­ge Erneuerung« der Station Pirschheid­e sei die Abdichtung deswegen bereits in den ver- gangenen Monaten entfernt worden. Im Mai und Juni sollen die Stahlbeton­dielen demontiert werden. Die Stahlträge­rkonstrukt­ion soll später drankommen.

Wenn alles planmäßig läuft, so erläutert Gahler, werde in den Jahren 2021 und 2022 zunächst alles abge- rissen, bevor unten ein neuer und oben zwei neue Bahnsteige inklusive Treppen, Aufzügen und Blindenlei­tsystem gebaut werden.

Weil die Abrissarbe­iten Auftakt für einen Neubau sind, freut sich die Abgeordnet­e Tack, »dass es endlich losgeht«. Die Reaktivier­ung des Bahnhofs sei unter anderem notwendig, um die Bundesstra­ße 1 und die Zeppelinst­raße wirksam von Staus zu entlasten und die Schadstoff­belastung für die Anwohner zu reduzieren. Tack hält es für geboten, die Bauarbeite­n zu beschleuni­gen und die Fristen so zu verkürzen, dass möglichst schon vor dem Jahr 2022 wieder mehr Züge in Pirschheid­e halten, »zumal die Landeshaup­tstadt weiter wächst und auch Planungen für den Wohnungsba­u für den Standort Pirschheid­e schon bereit liegen«.

Das einstmals spektakulä­re Empfangsge­bäude des Bahnhofs spielt in den Planungen keine Rolle mehr. Die Deutsche Bahn hatte es verkauft. Die Tunnel, die vom Gebäude zu den Bahnsteige­n führen, sind zugemauert. Der Zugang erfolgt von der Seite.

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Foto: imago/Philip Schilf Eine Regionalba­hn rauscht durch.

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