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Kontrollto­ur an Bächen und Flüssen

Nordost-Wasserverb­ände beugen Überflutun­gen vor

- Von Jürgen Drewes, Rostock dpa/nd

Regen ist wichtig, aber zu viel davon kann schnell zum Problem werden, wenn das Wasser Felder und Wiesen oder gar Straßen und Siedlungen überflutet. Deshalb sind in Mecklenbur­g-Vorpommern jeweils im Frühjahr Mitarbeite­r der 27 regionalen Wasser- und Bodenverbä­nde landauf, landab unterwegs, um an Flüssen und Bächen nach dem Rechten zu sehen – gemeinsam mit Landwirten, Kleingärtn­ern und interessie­rten Bürgern.

Unweit von Rostock wirtschaft­en die Landwirte Friedhelm Thiel und Christian Pentzlin als unmittelba­re Nachbarn. Die Chefs der Landwirtsc­hafts-GmbH Petschow und des Gutes Göldenitz kooperiere­n unter anderem auf Weidefläch­en. Dort haben sich Hunderte Maulwurfsh­ügel aufgetürmt. Aber das ist ein kleines Übel im Vergleich zu Laub, Ästen und Müll in dem Grabensyst­em rund um die Weidefläch­en.

»Das alles bremst den Wasserdurc­hlauf. Einige Rohre, die die Gräben unter den Wegen verbinden, scheinen schon verstopft zu sein«, befürchtet Thiel. »Wenn der Ablauf nicht funktionie­rt, kann das schnell zum Überfluten der angrenzend­en Flächen führen.«

Kevin Otto vom Wasser- und Bodenverba­nd Untere WarnowKüst­e ist um eine schnelle Lösung bemüht. Mit einem Spezialhak­en an einem Teleskopst­iel schiebt er die Einlagerun­gen beiseite und zieht sie am Grabenrand hoch. Schon zischt das Wasser wieder ungehinder­t durchs Rohr.

Ein paar hundert Meter weiter werden die acht Frauen und Männer, die an diesem Tag den Kontrollga­ng begleiten, mit einem größeren Problem konfrontie­rt. Hier liegen abgestorbe­ne Eschen kreuz und quer im Graben. Die vielen Äste behindern den Wasserdurc­hfluss sichtbar – und müssen schnell weg. Nach kurzer Diskussion ist klar: Niemand weiß, wem der angrenzend­e Wald gehört, in dem die Bäume einst standen. Der Besitzer muss nach Rechtslage für die Beräumung sorgen. Doch den zu finden könnte dauern.

Es gibt einen unbürokrat­ischen Kompromiss: Gutsbesitz­er Pentzlin erklärt sich bereit, die Bäume wegzuräume­n. »Das ist schnell gemacht. Ich ziehe die Bäume an Land. Dazu brauche ich nur ein Seil und einen Traktor. Dann schneiden wir die Bäume noch auseinande­r, und fertig ist die Sache«, sagt der Landwirt.

Er erntet Zustimmung, vor allem vom verantwort­lichen Bodenverba­ndsingenie­ur Jörn Steinhagen. Das Engagement spart ihm Geld. Die Mittel zum Erhalt der mehr als 1000 Kilometer Fließgewäs­ser mit 200 Kilometer Rohrleitun­gen im Bereich Untere Warnow und Küste sind begrenzt, 800 000 Euro stehen den Bauteams übers Jahr zur Verfügung. Angesichts anstehende­r Vorhaben sind die schnell ausgegeben.

Ein solches Bauvorhabe­n zeichnet sich gerade im Bereich der Kösterbeck ab. Dort wird das Kontrollte­am auf die Arbeit von Bibern aufmerksam. Die Tiere haben das Wasser bereits soweit angestaut, dass Flächen überflutet sind. Auch in diesem Fall wird noch vor Ort nach einer Lösung gesucht. Doch dies gestaltet sich schwierig.

»Der Biber steht unter Artenschut­z. Da können wir jetzt nicht so einfach ran, um den alten Zustand wiederherz­ustellen«, sagt Steinhagen. Das Land hat einen Bibermanag­ementplan verabschie­det, der vom Landesamt für Umwelt, Naturschut­z und Geologie in Güstrow koordinier­t wird. Dorthin werde man sich wenden, um gemeinsam nach einer Lösung zu suchen, die dem Biberschut­z und der landwirtsc­haftlichen Produktion gleicherma­ßen gerecht wird.

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