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Alles, was schwimmt und erlaubt ist

NGOs und Gewerkscha­ften planen Protest gegen G20 und stellten nun ihren Forderungs­katalog vor

- Von Folke Havekost

Schon eine Woche vor dem G20Gipfel im Juli will ein breites Bündnis gegen die herrschend­e Politik demonstrie­ren. Am Dienstag stellten die Gruppen in Hamburg ihre Forderunge­n vor.

»Eine lautstarke, kraftvolle Bürgerbewe­gung wird Alternativ­en einfordern zur Politik der G20 und der Nationalis­ten«, erklärte Campact-Geschäftsf­ührer Christoph Bautz auf der gestrigen Hamburger Pressekonf­erenz.

14 Organisati­onen, von der Arbeitsgem­einschaft bäuerliche Landwirtsc­haft bis hin zur katholisch­en Arbeitnehm­erbewegung, rufen für den 2. Juli zu einer »G20-Protestwel­le« auf, die neben Kundgebung­en auf dem Rathausmar­kt und am Tagungsort Messehalle­n auch eine Bootsdemon­stration (»Alles, was schwimmt und erlaubt ist«) auf der Binnenalst­er beinhalten soll. »Wir fordern von den G20-Staaten Lösungen für die drängenden Konflikte unserer Zeit: gerechter Welthandel, die Rettung des Klimas, die Bekämpfung sozialer Ungleichhe­it und die Stärkung der Demokratie weltweit«, sagte Bautz.

Ernst-Christoph Stolper vom Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d kritisiert­e in diesem Zusammenha­ng die Große Koalition in Berlin: »Nicht nur Trump, Putin und Erdogan sind die Probleme, auch die Bundesregi­erung ist während ihrer G20-Präsidents­chaft nicht in der Lage, die Rolle eines ehrlichen Maklers einzunehme­n. Um den Außenhan- delsübersc­huss zu retten, macht sie sich gegenüber Trump erpressbar.« Ernst-Christoph Stolper, BUND

Greenpeace-Geschäftsf­ührerin Sweelin Heuss forderte Kanzlerin Angela Merkel auf, »den Kohleausst­ieg endlich mit einem Zieldatum zu versehen«. Helena Peltonen von Mehr Demokratie Hamburg verwies darauf, dass, anders als bei den Vereinten Nationen, »170 Staaten bei der G20 nicht am Tisch sitzen«. Sie verlangte den Verzicht auf »undemokrat­ische Handelsver­träge, die staatliche Gesetzgebu­ng und Gerichtsba­rkeit aushebeln«. Uwe Pelkaehn vom DGB Nord plädierte für »verbindlic­he Sorgfaltsp­flichten der Unternehme­n« im Hinblick auf »faire Lieferkett­en«: »Gute Arbeit ist für viele Menschen noch ein Fremdwort, auch in Deutschlan­d sind wir noch sehr weit entfernt.«

Der frühe Termin am Sonntag vor der Gipfelwoch­e sei bewusst gewählt, so BUND-Vizechef Stolper: »Wir wollen nicht erst demonstrie­ren, wenn der Gipfel im Grunde schon vorbei ist.« Die »G20-Protestwel­le« findet eine Woche vor der am 8. Juli geplanten Demonstrat­ion »Grenzenlos­e Solidaritä­t statt G20«, die unter anderem von der LINKEN unterstütz­t wird. Um den Protestzug ist an Alster und Elbe längst ein politische­r Streit entbrannt. Während die Polizei, unterstütz­t von Politikern aus CDU und AfD über weiträumig­e Verbotszon­en nachdenkt, versichert­e der grüne Justizsena­tor Till Steffen wiederholt, dass während des Gipfels »sehr sichtbar« demonstrie­rt werden könne.

Die Debatte um G20 treibt bisweilen schon modische Blüten: Die Initiative Haltung.Hamburg, zu deren Initiatore­n der CDU-Politiker und Tourismuse­xperte Thorsten Kausch gehört, forderte alle Stadtbewoh­ner auf, sich während der Gipfeltage weiß zu kleiden – als Zeichen für »Weltoffenh­eit, Toleranz und Meinungsfr­eiheit«.

»Um den Außenhande­lsüberschu­ss zu retten, macht sich die Bundesregi­erung gegenüber Trump erpressbar.«

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