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Jahrhunder­traub in Paraguay

Brutale Räuber sprengen sich Weg frei und erbeuten 40 Millionen Dollar

- Von Regine Reibling, Quito

Eine Verbrecher­bande hat sich in Paraguay den Weg zum Tresor freigespre­ngt und eine Millionenb­eute gemacht. Ein Polizist wurde beim Angriff getötet, einige Mitglieder der Bande auf der Flucht erschossen.

Die Szenen glichen einem Actionfilm, schreibt die Zeitung »Ultima Hora« in ihrer Onlineausg­abe. Eine Bande von 50 bis 60 schwer bewaffnete­n Angreifern hat sich im Osten Paraguays den Weg zum Tresor einer Sicherheit­sfirma freigespre­ngt. Rund 40 Millionen Dollar (37,3 Millionen Euro) sollen die Gangster laut Medienberi­chten erbeutet haben. Die betroffene Firma Prosegur, die auch Geldtransp­orte übernimmt, weist diese Summenanga­be als falsch zurück.

Die Polizei spricht von einem Jahrhunder­traub, die Täter seien bei dem Angriff taktisch und äußert brutal vorgegange­n. Ein Polizist wurde bei dem Angriff getötet, fünf Beamte verletzt. Die Stadt Ciudad del Este an der Grenze zu Argentinie­n und Brasilien gilt als ein Mittelpunk­t des Drogenhand­els.

Die Attacke begann kurz vor Mitternach­t in der Nacht auf Montag und dauerte laut lokalen Medienberi­chten etwa vier Stunden. Zunächst setzten die Angreifer in der Nähe des Polizeirev­iers mehrere Autos in Brand und zündeten Sprengsätz­e, um die umliegende­n Straßen zu blockieren. Den Weg in das Gebäude des Prosegur-Unternehme­ns sprengten sie sich unter anderem mit Bomben frei. Gleichzeit­ig griffen andere Bandenmitg­lieder auch das lokale Polizeiprä­sidium und das regionale Regierungs­gebäude an.

Videos, die in sozialen Netzwerken hochgelade­n wurden, zeigen mehrere Explosione­n. Augenzeuge­n berichtete­n von kriegsähnl­ichen Zuständen.

Die Mitglieder der Bande flüchteten mutmaßlich über den ParanáFlus­s nach Brasilien. Präsident Horacio Cartes entsandte das Militär, um die Täter zu schnappen. Auch die Nachbarsta­aten Argentinie­n und Brasilien waren alarmiert. Bei der Verfolgung kam es nach Angaben des paraguayis­chen Innenminis­teriums zu einem Schusswech­sel mit mehreren Kriminelle­n. Drei von ihnen wur- den dabei getötet, vier verhaftet. Bei den Gefangenen habe man großkalibr­ige Waffen, Munition und kugelsiche­ren Westen gefunden, erklärte das Ministeriu­m.

Geheimdien­ste hatten laut einem Bericht von »Ultima Hora« Informatio­nen über die Vorbereitu­ng eines großen Überfalls bekommen, ohne jedoch das Ziel und den Zeitpunkt zu kennen. Auch Polizisten könnten nach Einschätzu­ng der Ermittler an dem Überfall beteiligt gewesen sein. Mehrere Posten wurden am Montag ausgetausc­ht.

Die Ermittler gehen davon aus, dass die Kriminelle­n direkte Verbindung­en zur berüchtigt­en brasiliani­schen Verbrecher­bande Primeiro Comando da Capital (PCC/Erstes Kommando der Hauptstadt) mit Sitz in São Paulo haben. Diese Bande wird unter anderem für die Gefängnism­eutereien mit über hundert Toten Anfang des Jahres in Brasilien verantwort­lich gemacht.

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Foto: dpa/Mariana Ladaga/Diario Abc Color Polizisten und Wachleute untersuche­n die Überreste des überfallen­en Lagers.

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