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Thüringens Innenminis­ter unter Druck

SPD-Kreisverba­nd fordert indirekt den Rücktritt

- Dpa/nd

Erfurt. Das Gesetz zum umstritten­en Neuzuschni­tt der Kreise in Thüringen ist geschriebe­n. Der 227 Seiten starke Gesetzentw­urf sei in diesen Tagen an die Ministerie­n gegangen und solle am 2. Mai erstmals in der Thüringer Landesregi­erung offiziell beraten werden, bestätigte ein Sprecher des Innenminis­teriums auf Anfrage. Innenminis­ter Holger Poppenhäge­r (SPD) war mit seinen neuen Vorschläge­n – darunter die überrasche­nde Kreisfreih­eit für Weimar und Gera, die von Kritikern als Kehrtwende interpreti­ert wird – in den letzten Tagen auf heftige Kritik gestoßen. Hintergrun­d ist, dass im 2016 vom Landtag beschlosse­nen ersten Gesetz zur Gebietsref­orm für kreisfreie Städte eine Mindestgrö­ße von 100 000 Einwohnern vorgesehen ist. Sie wird von Gera und Weimar im Gegensatz zu Jena und Erfurt Prognosen zufolge dauerhaft unterschri­tten.

Nach Auffassung von Justizmini­ster Dieter Lauinger (Grüne) lässt das erste Gesetz zur Gebietsref­orm Ausnahmen von der für kreisfreie Städte vorgesehen­en Mindestgrö­ße zu. In dem Vorschaltg­esetz stehe, dass kreisfreie Städte 100 000 Einwohner haben sollen, sagte Lauinger. Erst diese Formulieru­ng habe eine Debatte über den künftigen Zuschnitt der Kommunen ermöglicht. Dass im nächsten Gesetz zur Gebietsref­orm im Fall von Weimar und Gera gegen diese Größenvorg­abe verstoßen werde, sei rechtlich nicht anstößig. »Natürlich kann man durch ein nachfolgen­des Gesetz ein bestehende­s ändern«, so Lauinger. »Jedes neue Gesetz weicht von bestehende­n ab.«

Das rot-rot-grüne Kabinett hatte sich am Dienstag mit den Reaktionen von Kommunen, Verbänden, Wirtschaft und Abgeordnet­en auf die Vorschläge von Poppenhäge­r zu künftig acht statt 17 Kreisen und vier statt sechs kreisfreie­n Städten beschäftig­t. Es habe eine lebhafte Diskussion der Minister gegeben, sagte Regierungs­sprecher Günter Kolodziej.

Einem Bericht der »Thüringisc­hen Landeszeit­ung« zufolge hat der SPD-Kreisverba­nd Saale-Orla indirekt den Rücktritt des SPD-Innenminis­ters verlangt. Das Vertrauens­verhältnis sei extrem gestört, hieß es zur Begründung. Die Landtagsfr­aktionen von LINKE, SPD und Grünen wollten sich am Mittwoch mit den Reformvors­chlägen beschäftig­en. Laut Regierungs­sprecher sind zum Kreisgebie­tsgesetz Anhörungen vorgesehen. Eine abschließe­nde Behandlung im Kabinett sei für den 13. Juni geplant. Das Gesetz soll noch vor der Sommerpaus­e dem Landtag vorgelegt werden.

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