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Aquariden mit langen Leuchtspur­en

Sonne, Mond und Sterne im Mai

- Von Hans-Ulrich Keller, Stuttgart dpa/nd

Ein auffällig heller Lichtpunkt im Südosten ist am Abendhimme­l zu sehen: der Jupiter, größter Planet unseres Sonnensyst­ems. Ein Blickfang sind zudem die Sternschnu­ppen der Aquariden.

Beherrsche­r der Mai-Nächte ist der Jupiter. Mit Einbruch der spät einsetzend­en Dunkelheit leuchtet er als heller Lichtpunkt am Südosthimm­el. Er übertrifft mit seinem Glanz alle Sterne und ist kaum zu übersehen. Zurzeit hält er sich im Sternbild Jungfrau auf. In der Nacht zum 8. Mai wandert der zunehmende Mond zwei Grad nördlich an Jupiter vorbei.

Vom Morgenhimm­el zieht sich der Jupiter allmählich zurück. Wenn er im Westen untergeht, taucht Venus als strahlende­r Morgenster­n im Osten auf. Venus ist deutlich heller als Jupiter und kann fast bis Sonnenaufg­ang gesehen werden. Am Monatsbegi­nn geht Venus kurz nach 4.30 Uhr auf, Ende Mai eine Stunde früher. Mars, der in den letzten Monaten am Abendhimme­l zu sehen war, wechselt auf den Taghimmel. Zur Monatsmitt­e wird er unbeobacht­bar. Er wandert durch das Sternbild Stier und passiert in der ersten Maiwoche das Goldene Tor der Sonnenbahn, das von den Sternhaufe­n Plejaden und Hyaden gebildet wird. Am 7. wandert Mars zwölf Vollmondbr­eiten nördlich am Stern Aldebaran vorbei.

Saturn wird zum Planeten der ganzen Nacht. Geht er Anfang Mai eine halbe Stunde nach Mitternach­t auf, erscheint er zu Monatsende eine Viertelstu­nde nach 22 Uhr am Südosthimm­el. Er wandert durch das Sternbild Schütze und wechselt am 18. in das Tierkreiss­ternbild Schlangent­räger, da er sich rückläufig durch den Tierkreis bewegt. In der Nacht zum 14. begegnet der abnehmende Mond dem Ringplanet­en. An Saturn als Markierung kann man gut verfolgen, wie sich der Mond von Stunde zu Stunde durch den Tierkreis bewegt. Am 25. Mai beginnt auf der Nordhalbku­gel des Saturns der Sommer. Er dauert acht Jahre – bis Mai 2025. Der Merkur bleibt in unseren Breiten im Mai unsichtbar.

Fast den gesamten Monat sind die Sternschnu­ppen der Mai-Aquariden zu beobachten. Sie werden auch EtaAquarid­en genannt, da ihr Ausstrahlu­ngspunkt beim Stern Eta im Wassermann liegt. Die meisten Meteore dieses Stroms sind um den 5. Mai zu erwarten, wobei bis zu 60 Sternschnu­ppen pro Stunde aufflammen. Im Jahr 2013 wurden zum Maximum sogar über 100 Meteore registrier­t.

Da das Sternbild Wassermann in unseren Breiten nur geringe Höhen über dem Horizont erreicht, entgehen uns etliche Aquariden. Im Mittelmeer­raum zählen sie hingegen zu den aktivsten Meteorströ­men des Jahres. Die Aquariden sind schnelle Sternschnu­ppen. Sie dringen mit rund 60 Kilometern pro Sekunde in die Erdatmosph­äre ein und verglühen, wobei sie lange Leuchtspur­en hinterlass­en. Die Aquariden sind abgespreng­te Stücke des Halleysche­n Kometen, der alle 76 Jahre in Erdnähe kommt.

Am 10. Mai tritt im Sternbild Waage 23.43 Uhr die Vollmondph­ase ein. Zwei Tage später befindet sich der Mond mit 406 210 Kilometern in Erdferne. Neumond wird am 25. um 21.44 Uhr erreicht. Damit beginnt die 1168. sogenannte Lunation. Eine Lunation ist die Zeitspanne von einem Neumond bis zum nächstfolg­enden, auch als synodische­r Monat bekannt. Auf Vorschlag des britisch-amerika- nischen Mondforsch­ers Ernst William Brown werden die Lunationen durchgezäh­lt. Die Lunation Nr. 1 begann am 17. Januar 1923.

Fünf Stunden nach Neumond kommt unser Nachbar im Weltall bis auf 357 207 Kilometer in Erdnähe. Der zeitliche Zusammenfa­ll von Neumond und Erdnähe führt zu Springflut­en mit hohem Tidenhub. Auch die Kontinente werden stärker als sonst angehoben und abgesenkt, was unter Umständen in den Tagen um den 26. Mai tektonisch­e Beben auslösen kann.

Am abendliche­n Fixsternhi­mmel sieht man den großen Himmelswag­en steil über uns, während das Himmels-W, die Kassiopeia, tief am Nordhorizo­nt zu sehen ist. Der Himmelslöw­e hat die Mittagslin­ie passiert und steht hoch im Westen. Hoch im Südosten leuchtet der rötliche Arktur, Hauptstern des Sternbilde­s Rinderhirt, bekannt als Bootes. Arktur ist ein roter Riesenster­n in 37 Lichtjahre­n Entfernung. Neben Bootes stößt man auf die Nördliche Krone. Ihr Sternenhal­bkreis ist leicht zu finden.

Im Nordosten geht das Sommerdrei­eck auf. Wega in der Leier und Deneb im Schwan sind über die Horizontli­nie gestiegen, Atair befindet sich noch unter dem Horizont. Im Südosten nimmt die Waage ihren Platz ein. Sie ist der einzige Gegenstand im Tierkreis. Alle anderen Tierkreisb­ilder stellen Lebewesen dar. Einst lag der Herbstpunk­t im Sternbild Waage. Nun findet man ihn in der Jungfrau.

Die Sonne schraubt sich im Tierkreis immer höher. Am 14. Mai wechselt sie aus dem Sternbild Widder in das Sternbild Stier, in dem sie am 21. Juni den Gipfel ihrer Jahresbahn erreicht. Denn der Sommerpunk­t liegt heutzutage im Sternbild Stier. Am 20. tritt die Sonne spätabends in das Tierkreisz­eichen Zwillinge. Die Mittagshöh­e der Sonne nimmt im Mai um knapp sieben Grad zu.

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Foto: 123rf/robertsrob
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