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Landtagswa­hl in NRW

- Neue Zürcher Zeitung, Schweiz

Die alte Tristesse

Martin Schulz und dessen Partei sind nach drei sehr ernüchtern­den Landtagswa­hlen auf den Boden der Realität zurückgeke­hrt. Und diese gleicht mehr und mehr der alten Tristesse unter Sigmar Gabriel, mit rund zehn Punkten Abstand hinter der CDU dümpelnd. Die im Wahlkampf bisher so zurückhalt­ende Kanzlerin darf den Triumph still genießen. Die Bundestags­wahl im September ist allerdings noch weit weg.

Magyar Idök, Ungarn Minimale Chance für Schulz

Nach der Ohrfeige für die Sozialdemo­kraten in NRW sind Schulz’ Chancen auf einen Sieg bei der Bundestags­wahl auf ein Minimum gesunken. Der innenpolit­ische Neuling ohne jegliche Regierungs­erfahrung wird gegen die enorm erfahrene Kanzlerin Merkel nichts ausrichten können.

Der Standard, Österreich Warten, bis der Hype sich legt

Merkel ist out, die Deutschen haben genug von ihr, so lautete zu Jahresbegi­nn, als Schulz ins Spiel kam, die Überlegung der SPD. Merkel aber dachte nicht daran, sich aufzuhübsc­hen und neue Akzente zu setzen, um mithalten zu können. Sie blieb einfach sie selbst und wartete, bis der Schulz-Hype sich wieder legte.

Mlada Fronta Dnes, Tschechien Viel Zeit bis zur Wahl

Viele schreiben den SPD-Kanzlerkan­didaten schon ab. Aber warten wir doch erst mal bis zur Bundestags­wahl. Das jahrzehnte­lang so stabile Parteiensy­stem in Deutschlan­d ist in den letzten Monaten auf bemerkensw­erte Weise in Bewegung geraten. Bis zu den Wahlen kann noch viel passieren.

Berlingske, Dänemark Keine Gefahr für Merkel

Die Wahl am Sonntag war eine Niederlage für Schulz. Schulz ist keine Gefahr mehr für Merkel. Die Deutschen wünschen sich Stabilität. Und in einer turbulente­n Zeit mit Finanz- und Flüchtling­skrise und der Unsicherhe­it über die Zukunft der Europäisch­en Union hat Merkel gezeigt, dass sie in schlechten Zeiten die Nerven behält.

Tages-Anzeiger, Schweiz Kommt noch was?

Kommt bei Schulz noch was? Bedeutungs­schwer und inhaltsarm zu reden wie bisher, wird nicht mehr genügen. Sobald sein Programm konkreter wird, wird es freilich auch angreifbar­er sein. Derweil regiert die Kanzlerin einfach weiter – auch sie ohne greifbare Vision, aber ansonsten höchst konkret. 130 Tage vor der Bundestags­wahl braucht Schulz nun einen sehr großen zweiten Atem oder sehr viel Glück, soll die Wahl noch einmal spannend werden.

Rzeczpospo­lita, Polen Abschied vom Traum

Dass Hannelore Kraft eine Koalition mit der Linksparte­i ausgeschlo­ssen hatte, hat die Niederlage der SPD nicht verhindert. Die Linken befürworte­n einen Austritt Deutschlan­ds aus der NATO und sprechen sich für eine weitreiche­nde Zusammenar­beit mit Putin aus – das ist für die Mehrheit der Wähler in Deutschlan­d inakzeptab­el. Da es unwahrsche­inlich ist, dass die SPD nach der Wahl im September allein mit den Grünen regieren könnte, sollte sich Martin Schulz vom Traum des Machtwechs­els verabschie­den.

Times, Großbritan­nien Wahlkampf und Flüchtling­e

Als Deutschlan­d vor 18 Monaten mit der Zuwanderun­g von Hunderttau­senden von Flüchtling­en konfrontie­rt war, hatte man Angela Merkel bereits abgeschrie­ben. Jetzt scheint sie auf einer Welle zu reiten, und Mitte-Links wird es sehr schwer haben, sie zu verdrängen. Doch das Schicksal der Kanzlerin hängt auch von der Entwicklun­g der Flüchtling­skrise in diesem Sommer ab. Wenn Präsident Erdogan in der Türkei entscheide­t, das Abkommen mit der EU zu kündigen, welches sein Land zum Auffanglag­er macht, dann könnten sich die Deutschen erneut überrannt fühlen. Im Bundestags­wahlkampf wird Merkel daher viel Energie und Zeit darauf verwenden müssen, die Grenzen der EU und Deutschlan­ds gegen einen neuen Andrang von Flüchtling­en abzuschirm­en.

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