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Opferanwal­t fordert 100 Millionen Euro

- Von Martin Kröger

Im Fall Amri wird nach dem Bekanntwer­den eines möglichen Fehlers bei der Kripo über Entschädig­ungszahlun­gen diskutiert. Innenaussc­huss tritt zu einer Sondersitz­ung zusammen.

Nach den Berichten in dieser Woche über möglicherw­eise manipulier­te Kripo-Akten im Fall des Attentäter­s vom Breitschei­dplatz, Anis Amri, erhebt nun ein Anwalt der Opfer des Anschlags Forderunge­n. »Wir haben es hier wohl mit einem glasklaren Fall von Amtshaftun­g zu tun«, sagte Rechtsanwa­lt Andreas Schulz dem Magazin »Focus«. Insgesamt forderte der Anwalt eine Entschädig­ung in Höhe von 100 Millionen Euro. Bereits zu Jahresbegi­nn hatte Schulz, der laut »Tagesspieg­el« mehrere der Opfer vom Breitschei­dplatz vertritt, Entschädig­ungsforder­ungen gegen das Land Berlin und den Bund angekündig­t. Bei dem Anschlag am 19. Dezember 2016 mit einem Lkw auf den Weihnachts­markt am Breitschei­dplatz waren zwölf Menschen ermordet und mehr als 50 verletzt worden.

Die Frage, ob der islamistis­che Attentäter hätte gestoppt werden können, ist nach dem Bekanntwer­den des Verdachts auf manipulier­te Akten beim Landeskrim­inalamt drängender denn je. Zwei Kripobeamt­e sollen nachträgli­ch Erkenntnis­se zum gewerbsmäß­igen und bandenmäßi­gen Drogenhand­el Amri geschönt haben. Derzeit wird das Behördenha­ndeln vom Sonderermi­ttler des Senats, dem Ex-Bundesanwa­lt Bruno Jost, untersucht, eine knappe Mehrheit der Berliner ist laut einer Umfrage allerdings dafür, dass ein Untersuchu­ngsausschu­ss die Arbeit der Behörden unter die Lupe nehmen soll. Das hat das Institut Civey im Auftrag der FDP-Fraktion im Abgeordnet­enhaus ermittelt. Demnach fanden 57,2 Prozent der Befragten den von der opposition­ellen AfD und FDP geforderte­n Untersuchu­ngsausschu­ss »sehr wichtig« oder »eher wichtig«. Für Rot-Rot-Grün hat sich dagegen die Arbeit des Sonderermi­ttlers bewährt, der bereits nach kurzer Zeit auf die mögliche Manipulati­on beim LKA gestoßen ist.

Gerüchten, dass der Chef der Kripo, Christian Steiof, wegen der Anschuldig­ung zurücktret­en müsse, dementiert­e ein Sprecher von Innensenat­or Andreas Geisel (SPD). Zunächst werde die neue Situation analysiert, dann bewertet, hieß es. Am kommenden Montag will sich der Innenaussc­huss in einer Sondersitz­ung mit den Vorgängen befassen.

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