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Steuerwahl­kampf jetzt auch mit SPD

Konzept sieht Entlastung­en für mittlere und niedrige Einkommen vor

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Berlin. Die SPD will Beziehern großer Einkommen mehr Steuern abverlange­n und dafür untere und mittlere Einkommen entlasten. »Das ist ein Konzept für mehr Steuergere­chtigkeit in Deutschlan­d«, sagte Kanzlerkan­didat Martin Schulz am Montag in Berlin bei der Vorstellun­g des SPD-Steuerkonz­epts. Dieses sieht auch Investitio­nen und eine Entlastung für Geringverd­iener bei Sozialbeit­rägen vor.

Den Plänen der SPD zufolge soll der Spitzenste­uersatz auf 45 Prozent erhöht werden, aber erst ab einer Einkommens­grenze von 76 000 Euro gelten. Dafür wollen die Sozialdemo­kraten den Tarifverla­uf im mittleren Bereich abflachen. Insgesamt soll dieser Teil des Steuerkonz­epts aufkommens­neutral sein. Allerdings soll zusätzlich zunächst für Geringverd­iener der Solidaritä­tszuschlag ab 2020 entfallen, später dann für alle Steuerzahl­er. Für Bezieher niedrigere­r Einkommen ist zudem eine Entlastung bei den Sozialbeit­rägen vorgesehen. Dies soll für alle gelten, die zwischen 450 und 1300 Euro monatlich verdienen.

Die SPD rückt vor der Bundestags­wahl weiter in die Mitte. Das Steuerkonz­ept der Parteiführ­ung fällt sogar noch hinter die Forderunge­n zurück, die von den Sozialdemo­kraten im Wahlkampf 2013 erhoben wurden. Die Wiederbele­bung der Vermögenst­euer wurde von der SPD-Spitze gestrichen und der Spitzenste­uersatz soll nur noch geringfügi­g steigen. Das zeigt, wie stark die Partei noch immer vom neoliberal­en Zeitgeist beeinfluss­t ist. Selbst zu Zeiten, als der kürzlich verstorben­e CDU-Mann Helmut Kohl dieses Land regierte, wurden Topverdien­er deutlich stärker steuerlich belastet als in den derzeitige­n Plänen der SPD.

Das bedeutet zum einen, dass die Sozialdemo­kraten nicht sonderlich viel gegen die wachsende Ungleichhe­it tun wollen. Außerdem bleibt fraglich, ob die Genossen ihr Verspreche­n, deutlich mehr in Bildung, Soziales und Infrastruk­tur zu investiere­n, einhalten können, wenn sie in der Steuerpoli­tik Zurückhalt­ung walten lassen. Für viele Dinge wird wohl das nötige Geld in der Staatskass­e fehlen. Es ist zu erwarten, dass das Bundestags­wahlprogra­mm, welches die SPD Ende dieser Woche beschließe­n will, kein Angebot an Rot-Rot-Grün sein wird. Das dürfte vor allem Angela Merkel helfen. Die Fortsetzun­g ihrer Kanzlersch­aft um weitere vier Jahre scheint derzeit alternativ­los zu sein.

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