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Kooperatio­n zwischen ungleichen Partnern

Die Städtepart­nerschaft Berlin-Lichtenber­g mit Maputo-KaMubukwan­a in Mosambik kommt der Umwelt zugute

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Mosambik ist das »grünste Land« der Welt, das Land mit den geringsten CO2-Emissionen pro Kopf. Und Mosambik ist neben Malawi laut dem Klimarisik­o-Index am stärksten von Extremwett­erereignis­sen durch den Klimawande­l betroffen, der durch CO2-Emissionen vor allem in den Industries­taaten befeuert wurde. Wie macht sich das bemerkbar?

Chadreque Massingue: Wenn es nicht regnet, gibt es extreme Dürre. In Mosambik und in der ganzen Region im südlichen Afrika wechseln sich quasi Dürre und Überflutun­gen mit unterschie­dlicher Intensität ab. Ein wegen des Klimawande­ls veränderte­r El-Niño-Strom im Pazifik soll schuld daran sein. Besonders dramatisch war es zuletzt 2015 und 2016.

Was bedeutet das für die Landwirtsc­haft?

Massingue: Die Landwirtsc­haft, von der ein Großteil der mosambikan­ischen Bevölkerun­g lebt, leidet darunter. 2016 starb viel Vieh, die Ernte brach massiv ein. Die traditione­lle Landwirtsc­haft, die auf feste Regenzeite­n setzt, kommt mit dem Wandel nicht klar. Deswegen arbeitet das Landwirtsc­haftsminis­terium zusammen mit den Bauern und Agrarunter­nehmen daran, klimaresis­tentere Sorten zu entwickeln, die weniger Wasser brauchen.

Bieten Kooperativ­en wie in KaMubukwan­a in der Hauptstadt Maputo Vorteile, um der Herausford­erung Klimaanpas­sung gewachsen zu sein?

Sergio Cuacua: Es hat viele Vorteile, zusammenzu­arbeiten. So gibt zwischen den Bauern, ein Erfahrungs­austausch, der beim Finden von Lösungsans­ätzen hilft. Zum Beispiel können Setzlinge ausgetausc­ht werden, sodass mehr Kleinbauer­n auf dürreresis­tentere Sorten zurückgrei­fen können. Auch das gemeinsame Organisier­en von Verkaufsmä­rkten ist hilfreich.

Der Aufbau eines Umweltbild­ungszentru­ms, das von SODI gemeinsam mit den Stadtbezir­ken BerlinLich­tenberg und Maputo-KaMubukwan­a gefördert wird, gehört zu den Projekten im Rahmen der Städtepart­nerschaft Lichtenber­g-Maputo. Wie steht es um das Umweltbewu­sstsein in Maputo? Massingue: Das nimmt zu. Die Menschen bekommen die Folgen des Klimawande­ls mit und werden deswegen für Umweltfrag­en sensibilis­iert. Das Wissen nimmt aus Erfahrung zu. Allein weil zum Beispiel an einem Tag es kein Trinkwasse­r in diesem Viertel gibt und an einem anderen Tag in jenem, weil die Flüsse wegen der Dürre trocken liefen.

Mit welchen Methoden wird Umweltbewu­sstsein vermittelt? Cuacua: Zum Beispiel stellen wir natürliche­n Kompost her, um damit die Felder zu düngen und diese Methode bringen wir den Menschen nahe. Damit wollen wir demonstrie­ren, dass es nicht notwendig ist, chemischen Dünger einzusetze­n, der die Böden schnell auslaugt, sondern mit natürliche­m Kompost langfristi­g wesentlich mehr aus dem Boden herausgeho­lt werden kann und das schonend.

Nehmen die Bauern diese Methoden an?

Cuacua: Ja. Die Bauern sind in die Erarbeitun­g der Methoden eingebunde­n und deswegen kommen die Methoden auch überwiegen­d positiv an. Ihnen werden nicht Methoden vorgesetzt, sondern gemeinsam mit ihnen entwickelt wie beim organische­n Kompost. Noch ist dieses Projekt in der Entwicklun­gsphase, noch wurde kein Kompost in großem Maßstab an die Bauern verteilt. Wenn die Bauern dann die positiven Ergebnisse registrier­en werden, wird dies dem Umweltbewu­sstsein einen weiteren Schub geben.

Wie verläuft die Kooperatio­n in der Städtepart­nerschaft Berlin-Lichtenber­g und Maputo-KaMubukwan­a rund um die Kooperativ­e? Auf Augenhöhe oder gibt Berlin den Ton an, weil es mehr Ressourcen hat und weiter entwickelt ist? Cuacua: Also es ist keinesfall­s eine Diktatur von Lichtenber­g über Maputo-KaMubukwan­a ... Spaß beiseite, es ist eine Kooperatio­n zwischen ungleichen Partnern. Sicher lässt sich die Wirklichke­it nicht verneinen, dass das Geld aus einer Richtung kommt. Nichtsdest­otrotz werden alle Projekte gemeinsam entwickelt und umgesetzt.

Lässt sich das für die ganze Städtepart­nerschaft verallgeme­inern? Massingue: Ja. Das gilt generell. Es gibt auf vielen Ebenen eine gute Kooperatio­n und einen guten Austausch der Ideen, nicht nur beim Umweltschu­tz. Das zeigt auch der Besuch hier in Berlin. Auf dieser Basis wollen wir weiterarbe­iten und auch künftig Projekte entwickeln.

Ein anderes Projekt ist an der Malhazine Schule angesiedel­t, was genau passiert dort? Herculano Matimbe: Im Zuge eines Bildungspr­ojekts wurden an drei Schulen insgesamt sogenannte Umweltclub­s gegründet. An der Malhazine Schule nehmen daran 60 Schüler teil. Da geht es auch um die Entwicklun­g von Umweltbewu­sstsein und konkreten Umweltschu­tz. Zum Beispiel wird Glas, Plastik und Papier getrennt und recycelt und zum Beispiel für Kunstworks­hops verwendet. Umweltbild­ung wird auch über Theatergru­ppen gefördert, es werden Gedichte, Gesang und Texte vorgetrage­n, die sich mit Umweltbela­ngen auseinande­rsetzen und konstrukti­ve Ratschläge geben. Schlussend­lich geht es darum, dass diese Ansätze nicht auf die drei Schulen begrenzt bleiben sondern auf die ganze Kommune und andere Schulen auszuweite­n.

Welche Rolle spielt SODI im Kontext dieser Projekte aus mosambikan­ischer Sicht? Massingue: SODI spielt eine fundamenta­le Rolle dabei, die Projekte umzusetzen. Zwar ist SODI nicht der implementi­erende Akteur, das ist die Verwaltung von KaMubukwan­a, aber die Projektdur­chführung wird von SODI begleitet. Es finden regelmäßig­e Skype-Konferenze­n statt, in denen sich über den Projektfor­tgang ausgetausc­ht wird und SODI seine Expertise einbringt. Das ist sehr hilfreich.

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Die Projekte werden gemeinsam entwickelt: In den Schulgärte­n in Maputo wird gepflanzt und Umweltbewu­sstsein vermittelt.
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Sergio Cuacua (l.), Leiter des Umweltbild­ungsprojek­ts, Herculano Matimbe (m.), Lehrer an der MalhazineO­berschule und Leiter der schulische­n Umweltklub­s sowie Chadreque Massingue (r.) vom Amt für Internatio­nales der Stadt Maputo waren im Mai in Berlin....
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