nd.DerTag

Dialog ohne Wirkung

Martin Ling über den Austausch zwischen Civil20 und G20

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Der Vorreiter war Gerhard Schröder (SPD): 2002 traf er sich mit Vertretern der Zivilgesel­lschaft zum entwicklun­gspolitisc­hen Ideenausta­usch – als erster Kanzler überhaupt. An diesem Brauch hält seine Nachfolger­in Angela Merkel fest. Pflichtsch­uldigst nahm sie am Montag den Forderungs­katalog der internatio­nalen Zivilgesel­lschaft für den G20-Gipfel in Hamburg entgegen.

In der einen oder anderen Weise werden die Anregungen der in der Civil20 (C20) zusammenge­schlossene­n Organisati­onen aus 50 Ländern Eingang in die Abschlusse­rklärung der G20 finden, das gehört inzwischen zum guten Ton, und Papier ist bekanntlic­h geduldig.

Dass die grundlegen­de Forderung der C20 – »eine Wirtschaft­sund Finanzpoli­tik, die die wachsende Ungleichhe­it zwischen den Ländern und innerhalb der Länder stoppt, die weltweit Armut und Hunger an ihren Ursachen bekämpft und Gleichbere­chtigung fördert« –, eine realpoliti­sche Weichenste­llung nach sich zieht, ist derweil de facto auszuschli­eßen: Diese hehren Ziele stehen bereits in der Agenda 2030 der UNO-Mitgliedss­taaten, aber die G20 lassen sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen.

Selbst die ehemalige Bundesentw­icklungsmi­nisterin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD), die einst Schröder zum zivilgesel­lschaftlic­hen Dialog inspiriert­e, hat der Bundesregi­erung trotz einiger guter Ansätze eine falsche GipfelSchw­erpunktset­zung vorgeworfe­n. »Bisher bleibt unsere verfehlte Handelspol­itik völlig unterbelic­htet.« Die Europäisch­e Union »muss endlich einen besseren Marktzugan­g für Produkte aus Afrika zum Europäisch­en Binnenmark­t eröffnen.« Das forderte sie bereits in ihrer Amtszeit von 1998 bis 2009 – folgenlos.

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