nd.DerTag

Senator nennt Anarchiste­n »brutale Gangster«

Aufgeheizt­e Diskussion im Innenaussc­huss des Abgeordnet­enhauses zu Ausschreit­ungen in der Rigaer Straße Innensenat­or Andreas Geisel (SPD) stellte seinen Aktionspla­n für das ex-besetzte Haus in der Rigaer Straße 94 in Friedrichs­hain vor und erntete Kritik

- Von Felix von Rautenberg

Der Angriff der Opposition in Sachen Rigaer Straße 94 auf den Senat im Innenaussc­huss am Montag war zu erwarten. »Ich habe mich mit den Anwohnern der Rigaer Straße unterhalte­n. Das war dort nicht möglich. Die Anwohner haben Angst vor den Extremiste­n. Die dortige Diktatur der Meinungsma­che muss endlich aufhören«, sagte der CDUAbgeord­nete Kurt Wansner. Die Ängste der Bürger seien auf das bisher versäumte Handeln des Innensenat­ors zurückzufü­hren, behauptete der CDU-Hardliner.

Wansners Aussagen werden von anderen Abgeordnet­en übertönt. »Die Regierung badet lediglich das Erbe der verfehlten Politik des ehemaligen Innensenat­ors Frank Henkel (CDU) aus«, sagte etwa die Abgeordnet­e Canan Bayram (Grünen).

Innensenat­or Andreas Geisel (SPD) erklärte nach den jüngsten Ausschreit­ungen von Anarchiste­n in der Rigaer Straße am vergangene­n Wochenende: »Bevor wir überhaupt handeln, müssen wir nämlich die Rechtsgrun­dlage kennen. So sind beispielsw­eise 29 Wohnung in der Rigaer Straße 94 unbefriste­t vermietet. Wir können sie nicht räumen und brechen auch nicht einfach in Wohnungen ein.« Vielmehr, so Geisel, müsse das Problem im Kiez rund um die Rigaer Straße differenzi­ert betrachtet werden. Es gebe eine klar zu verzeichne­nde Umwälzung der Bevölkerun­gsstruktur in den letzten vier Jahren. Das Problem der Gewalttate­n sei also ebenso ernst zu diskutiere­n wie auch das Problem der Gentrifizi­erung. Nach Angaben des Innensenat­ors stünde der Anstieg politisch motivierte Straftaten im Zusammenha­ng mit dem bevorstehe­nden G-20-Gipfel im Hamburg. Die Polizei würde ihre Kräfte nun verstärken, müsste dabei jedoch rechtssich­er handeln. Der Innensenat­or sprach sich sowohl für einen Dialog mit den Anwohnern als auch mit den Aktivisten in der Rigaer Straße aus, verurteilt­e die dort begangenen Straftaten dabei aber scharf: Man spreche nicht mit »brutalen Gangstern«. Bei den bisher festgenomm­enen Personen handele es sich um Menschen, die nicht mal in Berlin leben. Man könne von einem Extremismu­s-Tourismus sprechen. »Der Rechtsstaa­t muss mit aller Härte durchgreif­en«, sagte Geisel.

Der Innensenat­or selbst will am Dialogproz­ess mit den Anwohnern und Aktivisten mitwirken, wie es auch die Bausenator­in Katrin Lompscher (LINKE) und die Bezirksbür- germeister­in von Friedrichs­hainKreuzb­erg, Monika Herrmann (Grüne), tun werden.

Karsten Woldeit (AfD) unterstell­te dem Innensenat­or, dass der Senat Sympathien mit den Autonomen hegen würde. Der AfDler verglich die Rigaer Straße gar mit den Straßen der syrischen Stadt Aleppo.

Wolfgang Albers (LINKE) sagte, dass es sich bei den Straftäter­n um Kriminelle handele. Er unterstütz­te den Lösungsans­atz des Innensenat­ors. Albers forderte die CDU auf, damit aufzuhören, die Regierung für Dinge zu instrument­alisieren, die die CDU in den letzten fünf Jahren verursacht habe. Zuletzt hatte die Partei einen Aktionspla­n entwickelt, in dem sie eine Personenka­rtei von linken Straftäter­n, mehr Videoüberw­achung und Mittel zur Prävention linker Gewalttate­n gefordert hatte.

Rot-Rot-Grün setzt dagegen auf Geisels Aktionspla­n – und Lösungen mit den Anwohnern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany