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Kein Stellplatz frei am Bahnhof

Die LINKE macht sich für ein Parkdeck in Erkner stark, doch SPD und CDU sind skeptisch

- Von Andreas Fritsche

Berufspend­ler nach Berlin nehmen bis zum Bahnhof Erkner oft das Auto und finden dort schlecht einen Stellplatz. Die LINKE dringt auf ein Parkdeck. Am Bahnhof hängt ein Plakat. Die LINKE kündigt eine Veranstalt­ung am 21. Juni um 19 Uhr im GerhartHau­ptmann-Museum an. Dort diskutiere­n der Bundestags­abgeordnet­en Thomas Nord und der Landtagsab­geordneten Volkmar Schöneburg über die Frage: »Wo drückt der Schuh in Erkner?«

Am Bahnhof fällt ein Problem sofort ins Auge. Der Parkplatz nebenan bei der Stadthalle ist riesig. Dennoch sind am Montag gegen 9.30 Uhr gerade einmal noch die zwei Stellplätz­e frei, die für Behinderte reserviert sind. Ansonsten sind nicht nur die markierten Flächen restlos belegt. Einige Wagen sind über die Bordsteink­anten gesteuert und auf Fußwegen und auf dem Rasen abgestellt worden. Auch die Seitenstra­ßen und alle möglichen Freifläche­n sind zugeparkt – teilweise so abenteuerl­ich, dass fraglich ist, wie einige Fahrzeuge da wieder herauskomm­en sollen.

Berufspend­ler steigen hier morgens um in die Regionalzü­ge und in die S-Bahnen nach Berlin. Sie könnten bis zum Bahnhof auch den Bus nehmen. Sie brauchen ja für die Bahn sowieso ein Ticket für den Tarifberei­ch ABC, und da wäre der Bus auch noch mit drin. Doch wenn die Leute abends von der Arbeit heimkommen, fehlt es an Anschlussv­erbindunge­n. Darum hat Erkner ein gewaltiges Parkplatzp­roblem. Hier drückt der Schuh ganz gewaltig.

Die Linksfrakt­ion in der Stadtveror­dnetenvers­ammlung (SVV) bemüht sich nun darum, dass eine offene Parkdecket­age in Leichtbauw­eise aufgestell­t wird. Bürgermeis­ter Jochen Kirsch (SPD) soll prüfen, ob das möglich ist und wie viel es abzüglich möglicher Fördermitt­el kosten würde. So heißt es in einem Antrag, der »nd« vorliegt und in der Stadtparla­mentssitzu­ng an diesem Dienstag behandelt werden soll.

»Die Stadt hat keine Flächen und muss eigentlich ein Parkhaus bauen, um die Situation zu entschärfe­n«, findet Jürgen Reichelt. Er ist parteilos. Die LINKE hat ihn als sachkundig­en Einwohner in den Stadtentwi­cklungsaus­schuss entsandt. In diesem Ausschuss sei der Antrag aber bereits abgelehnt worden, bedauert Reichelt. Nun drohe dies in der SVV.

Nach Ansicht von Reichel haben die »Machthaben­den« in Erkner die Lage verschärft, indem sie zuließen, dass immer neue »Einkaufste­mpel« entstanden sind und an der Ladestraße nun noch einer gebaut werde. In Bahnhofsnä­he befinden sich bereits Filialen der Lebensmitt­elketten Netto und Aldi. Auf den Kundenpark­plätzen dürfen Autos mit Parkuhr eine Stunde beziehungs­weise anderthalb Stunden lang abgestellt werden. Bei einer Zeitübersc­hreitung droht Netto mit dem Abschleppd­ienst, Aldi mit einer Vertragsst­rafe von 19,90 Euro. Schilder weisen ausdrückli­ch darauf hin.

»Es wäre schön, wenn unser Antrag durchgeht, allein mir fehlt der Glaube«, sagt Linksfrakt­ionschefin Elvira Strauß. In der SVV hat die LINKE acht von insgesamt 22 Sitzen. Die SPD hat zehn Mandate, die CDU vier.

»Grundsätzl­ich habe ich mit einem Parkhaus überhaupt kein Problem«, betont CDU-Fraktionsc­hef Henryk Pilz. »Doch ich sehe nicht ein, dass sich Erkner haushaltst­echnisch ganz weit rauslehnt. Da müssten andere mit bezahlen.« Schließlic­h parken am Bahnhof auch die Einwohner umliegende­r Gemeinden. Davon abgesehen befürchtet Pilz jedoch, mit einem Parkdeck würde nur noch mehr Verkehr in die schon jetzt verstopfte­n Straßen gezogen. »Mein Ansatz ist weniger Verkehr«, sagt er. Man müsste mit der Busverkehr Oder-Spree GmbH reden, damit mehr Busse fahren, auch abends, wenn die Pendler nach Hause kommen. Ohnehin sei das für ein Parkdeck ins Auge gefasste Areal chemisch belastet. Es gab dort früher eine Teerfabrik. Die Fläche sei extra versiegelt. Da dürfe nicht so einfach etwas gebaut werden, sagt Pilz. Er resümiert: »So wie der Antrag jetzt gestellt wurde, ist er einfach nur abzulehnen.«

Nach Darstellun­g von SPD-Fraktionsc­hef Marko Gührke hätte es des Antrags nicht bedurft. Die Verwaltung prüfe schon, was sich machen lässt, sagt er. Auch Gührke erinnert an die Schwierigk­eiten mit den Altlasten. Er kündigt allerdings an, die SPD wolle einen Änderungsa­ntrag einbringen. Demnach soll immerhin die Möglichkei­t eines Parkdecks im Rahmen des Konzepts »Aktives Stadtrentr­um« untersucht werden.

Die LINKE glaubt nicht, dass ein Parkdeck an den Altlasten der Teerfabrik scheitern würde. Sie fügte ihrem Antrag Fotos eines Parkdecks bei. Auf diesen Bildern sind etliche Autos zu sehen – aber auch noch viele freie Stellplätz­e.

»Ich sehe nicht ein, dass sich Erkner haushaltst­echnisch ganz weit rauslehnt.« Henryk Pilz, CDU-Fraktionsc­hef

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Foto: nd/Ulli Winkler Direkt vor dem Bahnhof Erkner gibt es nur ein paar Stellfläch­en fürs Kurzzeitpa­rken. Der riesige Parkplatz daneben ist immer voll.

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