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Es muss weitergehe­n

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Als

Teenager in Damaskus schrieb Ramy al-Asheq Gedichte über Freundscha­ft und Liebe. Seinen Freunden gefielen sie. Und so konnte der junge Dichter schon bald etwas Geld mit Lyrik verdienen, die andere Jungen für ihre Freundinne­n in Auftrag gaben. Heute ist der 28-Jährige im arabischen Sprachraum ein bekannter Lyriker, Schriftste­ller und Journalist und verfasst schon lange keine harmlosen Liebesgedi­chte mehr. Als al-Asheq 2014 mit einem Autoren-Stipendium der Heinrich-Böll-Stiftung nach Deutschlan­d kam, war für ihn klar, dass er irgendwie weiterschr­eiben musste. »Schreiben ist der einzige Beruf, den ich ausüben kann«, sagt der Autor, der auch »Abwab«, die erste arabischsp­rachige Zeitung für Geflüchtet­e in Deutschlan­d, gründete.

»Als ich seine Texte zum ersten Mal las, war ich beeindruck­t«, sagt die deutsche Lyrikerin Monika Rinck. Seit Kurzem arbeitet sie mit ihrem syrisch-palästinen­sischen Kollegen im Rahmen der Initiative »Weiter Schreiben« zusammen. Zwei Mal trafen sich die beiden bislang persönlich, um Gedichte Ramy al-Asheqs ins Deutsche zu übersetzen. Ins Leben gerufen wurde »Weiter Schreiben« von Ines Kappert, Leiterin des Gunda-Werner-Instituts in der Heinrich-Böll-Stiftung, und der Schriftste­llerin Annika Reich. Ausgangsfr­age sei gewesen: »Was brauchen geflüchtet­e Autoren, um hier weiterschr­eiben zu können?«, sagt Kappert, die über die Heinrich-Böll-Stiftung bereits Kontakte zu Exil-Schriftste­llern hatte. »Wir haben hier gerade einen unglaublic­hen Schatz an Künstlern und Intellektu­ellen, die zu uns gekommen sind, und dringend Anknüpfung­spunkte suchen,« weiß die Literaturw­issenschaf­tlerin.

Vor rund einem Jahr starteten Kappert und Reich deshalb einen E-Mail-Aufruf an deutschspr­achige Autoren zur Zusammenar­beit mit Exil-Kollegen. Die Reaktionen übertrafen die Erwartunge­n der Initiatori­nnen. »Innerhalb von 15 Minuten hatten wir 17 Zusagen,« sagt Kappert. Der Hauptstadt­kulturfond­s erklärte sich bereit, das Projekt zu finanziere­n.

Bislang gibt es sieben AutorenTan­dems, bis Ende 2018 können es maximal 14 werden. Ziel ist es, dass jeder Autor zwei bis drei übersetzte Texte veröffentl­ichen kann – zunächst auf der Internetse­ite der Initiative und Ende 2018 dann in einer gedruckten Anthologie.

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