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Überlegen im Leichtwind

Die neuseeländ­ischen Segler haben die ersten vier Finalrenne­n beim America’s Cup gewonnen, bleiben aus gutem Grund aber demütig

- Von Peer Lasse Korff, Hamilton

Neuseeland träumt nach einem perfekten ersten Wochenende vom dritten Triumph beim traditions­reichen America’s Cup. Doch USASkipper Jimmy Spithill ist ein Meister des Comebacks. Jimmy Spithill lächelte bittersüß. »Es ist nicht das erste Mal, dass wir zurückschl­agen müssen«, sagte der Skipper von Titelverte­idiger Oracle USA, nachdem er am Sonntag beim traditions­reichen America’s Cup die vierte Pleite im vierten Rennen gegen entfesselt segelnde Neuseeländ­er kassiert hatte. Der 37-Jährige kündigte nach dem krassen Fehlstart der Amerikaner an, die rennfreie Zeit bis zum kommenden Sonnabend für einen kräftigen Druck auf den Resetknopf zu nutzen.

»Die Pause ist eine massive Chance für uns. Alles wird auf den Tisch kommen, nichts unseren Augen entgehen. Das kann ich garantiere­n«, sagte der angeschlag­ene »Pitbull« Spithill und legte nach: »Die fünf Tage sind der Schlüssel, und es wird die wichtigste Zeit unserer Kampagne.« Nicht nur die Abstimmung der Hightech-Yacht gelte es weiter zu optimieren. Auch seine Crew will der australisc­he Skipper nochmals neu einschwöre­n.

Auf seiner Mission, den dritten Triumph in Serie (»Three-Peat«) bei der wichtigste­n Segelregat­ta der Welt vor Bermuda einzufahre­n, steht Spithill aber schon mit dem Rücken zur Wand. Durch den Bonuspunkt aus der Qualifikat­ionsphase steht es aus seiner Sicht zwar erst 0:3, da die Herausford­erer aus Neuseeland mit einem Minuspunkt in die Finalduell­e gestartet sind. Doch die deutliche Unterlegen­heit in den bisherigen Duellen alarmierte den erfahrenen Athleten: »Es ist offensicht­lich, dass sie schneller sind.«

Peter Burling, in der 49er-Klasse Olympiasie­ger 2016 in Rio de Janeiro und Silbermeda­illengewin­ner vier Jahre zuvor in London, und seine neuseeländ­ische Crew brachten ihren futuristis­chen Katamaran bei Leichtwind auf wesentlich höhere Geschwindi­gkeiten, zudem hatte der 26-Jährige den Konkurrent­en auch an der Kommandoze­ntrale taktisch im Griff. 30 Sekunden, 1:28 Minuten, 49 Sekunden und 1:12 Minuten – so deutlich war in den vier Duellen der Vorsprung der Neuseeländ­er.

Doch trotz der wachsenden Träume im segelverrü­ckten Neuseeland sieht Burling, geboren im ganz im Norden gelegenen Taurange, seine Mannschaft noch sehr weit vom Griff nach der legendären Silberkann­e entfernt. »Wir machen noch zu viele Fehler. Wenn wir uns nicht weiterentw­ickeln, wird Oracle USA uns wieder einholen«, sagte der hochtalent­ierte Steuermann: »Wir wissen, dass wir insgesamt acht Regatten gewinnen müssen.« Es wäre nach 1995 und 2003, als Neuseeland den Titel gewinnen konnte, der dritte Triumph.

Aber vor allem der Blick auf die jüngere Geschichte macht die Neuseeländ­er demütig. Vor vier Jahren vor San Francisco hatten die USA in einer der größten Aufholjagd­en der Sportgesch­ichte einen 1:8-Rückstand gegen Neuseeland noch in einen 9:8Erfolg umgewandel­t. Bei stärkeren Winden könnte sich auch dieses Mal das Blatt noch zu Gunsten der Amerikaner wenden.

Die Finals werden am kommenden Sonnabend mit den Rennen fünf und sechs fortgesetz­t. Spätestens am Mittwoch, dem 28. Juni, wird dann die Entscheidu­ng mit den Rennen Nummer 13 und 14 fallen. Dazwischen wird am Dienstag und Mittwoch der Sieger im Youth America's Cup ermittelt. Hier hat die deutsche SVB-Crew um Skipper Max Kohlhoff und Steuermann Paul Kohlhoff aus Kiel die Finalläufe der besten acht Teams erreicht.

»Wir machen noch zu viele Fehler. Wenn wir uns nicht weiterentw­ickeln, wird Oracle USA uns wieder einholen.« Neuseeland­s Skipper Peter Burling erinnert an 2013

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Foto: dpa/Martin-Raget Vorteil nach vier Rennen: Herausford­erer Neuseeland (r.) führt.

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