nd.DerTag

Wer das Geld gibt, bestimmt die Richtung

Andreas Morbach über die Vorgaben der Politik an die deutschen Schwimmer

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Bei all den Änderungen im deutschen Beckenschw­immen – neue, junge Trainer an den wichtigste­n Bundesstüt­zpunkten, verschärft­es Krafttrain­ing, Zentralisi­erung – ging fast ein wenig unter, dass der Deutsche Schwimm-Verband mit Gabi Dörries seit sieben Monaten auch eine neue Präsidenti­n hat. Laut Chefbundes­trainer Henning Lambertz schuftet die Softwareun­ternehmeri­n zehn bis zwölf Stunden am Tag für den Verband – neben ihrem Hauptjob. Viele Baustellen, so hört man, die unter ihrer Vorgängeri­n Christa Thiel offen geblieben sind, nimmt sie nach und nach in Angriff.

Am Rande der Deutschen Meistersch­aften am vergangene­n Wochenende in Berlin verriet die 55-Jährige aus dem Norden der Republik nun auch, warum ihr Kurs so strikt ausfällt. Man habe gar keine andere Wahl als den Vorgaben der nationalen Sportpolit­ik zu folgen, sollen die öffentlich­en Gelder weiterhin fließen. Ab 2019 müssen die deutschen Schwimmer wegen ihrer zwei olympische­n Nullnummer­n in Folge ohnehin mit 25 Prozent weniger Förderung auskommen. Das ist hart genug, deshalb wird das strenge Kommando von oben auch gar nicht in Frage gestellt.

Nette Zwischener­folge verlieren auf diesem Weg an Wert. Anstatt, wie früher oft, bei Weltoder Europameis­terschafte­n zu glänzen, um dann im Zeichen der fünf Ringe unterzugeh­en, heißt es jetzt: Bei einer WM oder beispielsw­eise einer Junioren-EM (die nächste findet in der kommenden Woche komplett ohne den deutschen Nachwuchs statt) dabei zu sein, ist längst nicht mehr alles.

Wenn’s nicht für Spitzenwer­te reicht, sollen die großen und kleinen Schwimmer lieber noch mehr zu Hause trainieren. Und, wie Weltmeiste­r Marco Koch, schon jetzt das große Fernrohr heraushole­n – das allein auf ein Ziel fixiert ist: Auf die Olympische­n Sommerspie­le in drei Jahren in Tokio.

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