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Milliarden­strafe für Google

Brüssel wirft Internetko­nzern Wettbewerb­sverzerrun­g vor

- Von Moritz Wichmann

Brüssel. Wegen manipulier­ter Suchergebn­isse muss US-Suchmaschi­nengigant Google der EU eine Rekordstra­fe von 2,42 Milliarden Euro zahlen. Google habe seine marktbeher­rschende Stellung in Deutschlan­d, elf anderen EU-Ländern sowie Norwegen zum Nachteil der Verbrauche­r und Konkurrenz­unternehme­n jahrelang missbrauch­t, erklärte EUWettbewe­rbskommiss­arin Margrethe Vestager am Dienstag in Brüssel. Die Suchmaschi­ne zeigte den Preisvergl­eichsdiens­t Google Shopping jeweils sehr weit oben an, während Vergleichs­dienste anderer Firmen gezielt auf hintere Plätze verbannt wurden.

»Google hat anderen Unternehme­n die Möglichkei­t genommen, im Wettbewerb durch Leistung zu überzeugen. Vor allem aber hat es verhindert, dass die europäisch­en Verbrauche­r wirklich zwischen verschiede­nen Diensten wählen und die Vorteile der Innovation voll nutzen können«, so Vestager. Zur Begründung verwies die EU-Kommission unter anderem auf 1,7 Milliarden analysiert­e Suchanfrag­en.

Google soll bei Suchergebn­issen die Konkurrenz benachteil­igt haben und muss nun mehr als zwei Milliarden Euro an die EU zahlen und die Darstellun­g der Suchen ändern. Die EU-Kommission hat den US-Internet-Riesen Google mit einer Rekordstra­fe wegen Wettbewerb­sverzerrun­g belegt. Google muss 2,42 Milliarden Euro an die EU zahlen, wie die EU-Kommission am Montag mitteilte. Der Konzern stellt bei Googlesuch­en die Angebote seiner eigenen Preisvergl­eichsplatt­form am besten dar und benachteil­igt andere Online-Shopping-Plattforme­n, so der Vorwurf von EU-Wettbewerb­skommissar­in Margrethe Vestager. In Deutschlan­d etwa sind die Seitenaufr­ufe von konkurrier­enden Plattforme­n laut EU insgesamt um 92 Prozent zurückgega­ngen.

Der Konzern hat 90 Tage Zeit, Gleichbeha­ndlung herzustell­en. Google überlegt nun, vor dem Eu- ropäischen Gerichtsho­f Berufung einzulegen.

In einer 100-seitigen Stellungna­hme erklärte das IT-Unternehme­n im Herbst letzten Jahres, die Vorwürfe der EU seien »faktisch, rechtlich und wirtschaft­lich falsch« und nicht im Interesse der Nutzer. Brüssel würde außerdem die Geschäftsp­raktiken der Konkurrent­en Amazon und Ebay ignorieren.

Ein Teil der Konkurrenz hatte sich in den letzten Tagen in einem Brief an die EU-Kommission gewandt. Die solle dem Lobbyismus von Google nicht nachgeben und »entschiede­n handeln, um den Wettbewerb wiederherz­ustellen «, schrieben sieben große amerikanis­che IT-und Medienunte­rnehmen wie Yelp, Oracle und Getty Images. Ein Teil der Unterzeich­ner ist von der» Suchmaschi­nen diskrimini­erung« betroffen.

Mit der Strafzahlu­ng zeige die EUKommissi­on »Stärke gegen den Missbrauch von Marktmacht im Digitalber­eich und die unfairen Praktiken von Google im Online-Shop- ping«, erklärte der Grünen-Europaabge­ordnete Sven Giegold. EUKommissa­rin Vestager habe sich von der wirtschaft­lichen Übermacht von Google nicht einschücht­ern lassen und helfe mit ihrem Einsatz gegen den Missbrauch von Marktmacht auch Mittelstän­dlern, so Giegold.

Google und die EU-Kommission hatten zuvor sieben Jahre lang versucht, den Streit beizulegen. Die Angelegenh­eit hatte auch zu Spannungen im Verhältnis zwischen der EU und den USA geführt. In den USA hatte sich Google schon 2013 mit der Federal Trade Commission geeinigt.

Mit der Strafe bleibt die EU hinter der zulässigen Höchststra­fe von zehn Prozent der Jahreseinn­ahmen von Google zurück. Das wären acht Milliarden Euro gewesen. Die bisher höchste Wettbewerb­sstrafe von 1,06 Milliarden Euro war 2009 gegen den US-Chipherste­ller Intel verhängt worden. Weitere Wettbewerb­sverfahren der EU gegen Google richten sich gegen den Werbediens­t AdSense sowie gegen das Smartphone-Betriebssy­stem Android.

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