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Verweigere­r des Rücktritts

- Von Ralf Streck

Bislang weigert er sich beharrlich, zurückzutr­eten. Doch diese Woche könnte der konservati­ve Spanier Pedro Agramunt seinen Posten als Präsident der Parlamenta­rischen Versammlun­g des Europarats los sein. Zumindest hat diese am Dienstag den Weg dafür geebnet. Abgeordnet­e aus den 47 Mitgliedst­aaten stimmten in Straßburg mehrheitli­ch für die Einführung eines Amtsentheb­ungsverfah­rens. Der Grund: eine umstritten­en Syrien-Reise von Agramunt.

Der Vater von zwei Kindern hatte schon im April den Vorsitz temporär abgeben müssen. Das Präsidium hatte Agramunt, der seit 1993 Senator für Valencia ist, das Misstrauen ausgesproc­hen. Seither darf der Spanier die Europarat-Versammlun­g, eine Institutio­n, die etwa Wahlen beobachtet und die Situation der Menschenre­chte in den Mitgliedsl­ändern beobachtet, nicht mehr nach außen vertreten.

Die von russischen Abgeordnet­en organisier­te Reise nach Syrien war dabei nur die Handlung, die das Fass zum Überlaufen brachte. Auf dieser hatte sich Agramunt mit Staatschef Baschar al Assad, dessen Menschenre­chtsverlet­zungen bekannt sind, fotografie­ren lassen. Dem Spanier wird außerdem vorgeworfe­n, die Aufklärung von Korruption­svorwürfen im Zusam- menhang mit kritischen Berichten über Aserbaidsc­han blockiert zu haben. Agramunt war deshalb aufgeforde­rt worden, seinen Posten als Berichters­tatter über die Lage in dem Land aufzugeben. Statt systematis­che Menschenre­chtsverlet­zungen anzuprange­rn, habe er sie gedeckt.

Gedeckt hat der Ultrakonse­rvative auch den Italiener Luca Volontè. Der ehemalige EuroparatP­arlamentar­ier hat mehr als zwei Millionen Euro an Schmiergel­dern aus Aserbaidsc­han erhalten. Eine Untersuchu­ng der Vorfälle hat Agramunt behindert; E-Mails sollen seine Verstricku­ngen belegen.

Um Agramunt loszuwerde­n soll nun sogar die Geschäftso­rdnung der Parlamenta­rischen Versammlun­g geändert werden. Bleibt abzuwarten, ob das Agramunt zum Rücktritt bewegt.

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Foto: AFP/Adem Altan Pedro Agramunt reiste nach Syrien und soll zurücktret­en.

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