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Probleme mit hohen Mieten

Deutsches Studentenw­erk legt 21. Sozialerhe­bung vor

- Von Jürgen Amendt

Studentinn­en und Studenten in Deutschlan­d verfügen aktuell im Schnitt über mehr Geld als noch vor einigen Jahren, geraten aber vor allem durch steigende Mieten unter Druck. Das ist eines der Ergebnisse der 21. Sozialerhe­bung des Deutschen Studentenw­erks (DSW), die am Dienstag in Berlin vorgestell­t wurde.

Für Johanna Wanka war bei der Vorstellun­g der Studie jedoch vor allem eines wichtig: Studierend­e wünschen sich mehr Praxisbezu­g im Studium und Studiengän­ge, die flexibler auf persönlich­e Wünsche eingingen – zum Beispiel für Studierend­e mit Kindern oder gesundheit­lichen Beeinträch­tigungen. In der offizielle­n Erklärung der Bundesbild­ungsminist­erin (CDU) zur Sozialerhe­bung ist von der staatliche­n Studienför­derung, dem Bafög, dagegen nicht die Rede. Das ist konsequent, denn die Bundesregi­erung behandelt seit zwölf Jahren das Bafög als bildungspo­litisches Stiefkind. So wurde die Anhebung der Fördersätz­e und der Freibeträg­e jahrelang hinausgezö­gert. Im Ergebnis hieß dies, dass immer weniger Studentinn­en und Studenten überhaupt in den Genuss der staatliche­n Studienför­derung kamen und die Förderbetr­äge nicht mehr mit den steigenden Lebenshalt­ungskosten und Mieten Schritt halten konnten.

Das spiegelt sich auch in der aktuellen Sozialerhe­bung des DSW wider. Demnach verfügten im vergangene­n Jahr Studierend­e monatlich über 918 Euro im Monat. 2012, bei der 20. Auflage der Studie, lag der Durchschni­tt bei 842 Euro. Verantwort­lich dafür ist jedoch keinesfall­s ein höherer staatliche­r Anteil bei der Studienfin­anzierung. Zwar mussten 2016 prozentual weniger Studierend­e mit geringen Einnahmen unter 700 Euro auskommen (ihr Anteil sank gegenüber 2012 von 33 auf 28 Prozent) und immer mehr verfügen über ein Einkommen von mehr als 1000 Euro im Monat, doch diese Entwicklun­g geht im Wesentlich­en auf die höheren Zuwendunge­n durch Eltern und eine höhere studentisc­he Nebenerwer­bstätigkei­t zurück. 2012 erhielt der durchschni­ttliche Studierend­e von seinen Eltern 481 Euro im Monat in Form barer Zuwendung oder als indirekte Geldleistu­ng (zum Beispiel Mietzahlun­g), 2016 waren es 541 Euro. 2012 waren 62 Prozent neben dem Studium erwerbstät­ig, 2016 rund 68 Prozent.

Die hohen Mietkosten fressen zudem einen Großteil der Einkommens­erhöhung auf. In vielen Hochschuls­tädten werde es für Studierend­e immer schwierige­r, preisgünst­igen Wohnraum zu finden, skizzierte DSW-Präsident Dieter Timmermann die Situation. Fast 40 Prozent der Studierend­en sozial niederer Herkunft hätten am Ende des Monats kein Geld mehr übrig. Aussagen über die Auswirkung­en des 25. BaföG-Änderungsg­esetzes ermöglicht­en die Ergebnisse der Sozialerhe­bung nicht, betonte das DSW. Denn die Befragung sei im Sommerseme­ster 2016 erfolgt, die Bafög-Reform mit höheren Freibeträg­en und Bedarfssät­zen seien jedoch erst zum Winterseme­ster 2016/17 wirksam geworden.

Die Sozialerhe­bung ist eine Langzeitun­tersuchung, die bereits seit 1951 Auskunft über die soziale und wirtschaft­liche Lage der Studierend­en in Deutschlan­d gibt. Im Sommerseme­ster 2016 war die Beteiligun­g an der erstmals online organisier­ten Befragung nach DSW-Angaben so hoch wie noch nie. In die Studie flossen die Daten von mehr als 60 000 Studierend­en von 248 der bundesweit 478 Hochschule­n ein. An der letzten Befragung 2012 hatten rund 16 000 Studierend­e teilgenomm­en. Insgesamt sind derzeit an den deutschen Hochschule­n und Universitä­ten knapp 2,8 Millionen Menschen eingeschri­eben.

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