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Deutsche Bank finanziert Jared Kushner

An Trumps Schwiegers­ohn Kredit kurz vor der Wahl

- Von John Dyer, Boston

Die Deutsche Bank hat Jared Kushner, dem Schwiegers­ohn und engsten Berater von Donald Trump, einen Monat vor der USPräsiden­tenwahl vom vergangene­n November einen hohen Kredit gegeben. Nach einem Bericht der »Washington Post« geht es um 285 Millionen Dollar (255 Millionen Euro). Weil gegen die Bank wegen früherer illegaler Geldgeschä­fte mit russischen Oligarchen in den USA ermittelt worden war, könnte Kushner jetzt in die Untersuchu­ngen verwickelt werden, die USKongress und Sonderermi­ttler Robert Mueller wegen möglicher russischer Einflussna­hme auf die Wahl und die Parteien führen.

Der 36-jährige Kushner hatte bei der formellen Berufung zum Präsidente­nberater der Ethikkommi­ssion diesen Kredit verschwieg­en. Die Deutsche Bank weigerte sich, trotz Aufforderu­ng des Kongresses Details des Geschäfts preiszugeb­en. Der Kredit war dazu gedacht, die Refinanzie­rung einer Immobilie nahe dem Times Square in Manhattan zu ermögliche­n. Kushner führt das Immobilien­geschäft seines Vaters Charlie weiter, seit dieser 2005 ins Gefängnis musste. Er war wegen illegaler Parteispen­den, Steuerhint­erziehung und Zeugenbeei­nflussung angeklagt.

Die Deutsche Bank hat wegen früherer illegaler Geschäfte in den USA einen Vergleich mit der amerikanis­chen Justiz geschlosse­n. Sie bezahlte im Dezember 7,2 Milliarden Dollar, um einen Prozess wegen Hypotheken­betrugs und Beihilfe zur Geldwäsche von reichen Russen zu vermeiden. Allein wegen der pro-russischen Geldwäsche bezahlte Deutschlan­ds größtes Geldhaus laut dem Bericht 630 Millionen Dollar Geldstrafe. Sie hatte russischen Oligarchen Aktiengesc­häfte in den USA ermöglicht, wodurch diese Finanzen außer Landes bringen konnten. Ihr Investment­banking in Russland hat die Deutsche Bank 2015 eingestell­t.

Rein rechtlich ist auch der Fall Kushner damit erledigt. Doch dürfte seine Verflechtu­ng mit der Bank jetzt in die Untersuchu­ngen von Sonderermi­ttler Mueller einfließen. Es geht dabei darum, offenzuleg­en, ob und wie weit Russland Einfluss auf die Präsidente­nwahl vom November 2015, den Wahlkampf und die Parteien, Republikan­er wie Demokraten, genommen hat. Untersucht wird auch, ob es zwischen dem republikan­ischen Wahlkampft­eam und russischen Regierungs­vertretern irgendwelc­he Absprachen gegeben hat. Russen sollen versucht haben, den Wahlkampf von Trumps Gegnerin Hillary Clinton zu unterlaufe­n. So hackten sie Server der Demokratis­chen Partei und veröffentl­ichten negative E-MailKorres­pondenz. Schon vor Bekanntwer­den des Kredits wurde laut Medienberi­chten gegen Kushner wegen Verbindung­en nach Moskau ermittelt.

Donald Trump soll auch persönlich Schulden bei der Deutschen Bank haben. Eine Summe von 364 Millionen Dollar ist im Gespräch. Sein Geschäft hat Trump nicht, wie es beim Antreten eines hohen Amtes in den USA üblich ist, an einen Treuhänder abgegeben. Es wird stattdesse­n von seinen beiden Söhnen geführt. Die demokratis­che Opposition vermutet deshalb einen Interessen­skonflikt zwischen Trump als Präsidente­n und Trump als Geschäftsm­ann.

Das Weiße Haus ließ die »Washington Post« wissen, dass TopBerater Kushner sich aus »allen Dingen, die mit der Deutschen Bank zu tun haben«, heraushalt­en werde. Er hat inzwischen eingeräumt, dass diese Bank eine persönlich­e Kreditlini­e für ihn und seine Mutter auf 25 Millionen Dollar erweitert hat.

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