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Wie Risiken vermindert werden können

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Sollen Kinderzimm­er eine smartphone­freie Zone sein? Deutschlan­ds Kinderärzt­e raten: So ein Gerät soll es aus gesundheit­lichen Gründen erst ab dem 12. Lebensjahr geben.

Mangelnde Konzentrat­ion, Zappeligke­it, Fettleibig­keit – das können Folgen übermäßige­r Smartphone­nutzung bei Kindern und Jugendlich­en sein. Das ergab eine Studie des Medienpäda­gogischen Forschungs­verbunds Südwest. Dafür wurden bundesweit in 79 Kinderarzt­praxen Fragebögen für mehr als 5500 Teilnehmer ausgefüllt. Befragt wurden die Kinder, bei kleinen Kindern die Eltern.

In welchem Ausmaß können Smartphone­s zum Gesundheit­srisiko werden?

Laut der Studie ist das Risiko von Konzentrat­ionsstörun­gen bei mehr als einer halben Stunde Smartphone­nutzung pro Tag bei 2- bis 5-Jährigen drei Mal höher als normalerwe­ise, bei 8bis 13-Jährigen sogar sechs Mal höher. Auch die Sprachentw­icklung kann bei Jüngeren behindert werden, das Risiko für motorische Hyperaktiv­ität liegt 3,5 Mal höher. Aufgrund der Studie gab es auch Hinweise, dass Säuglinge eher Bindungsst­örungen entwickeln, wenn Mütter neben der Betreuung ins Handy gucken. Auch der Konsum von Süßigkeite­n und gezuckerte­n Getränken steige im Schnitt bei regelmäßig­er Smartphone­nutzung – und damit das Risiko, dick zu werden.

Ist Fernsehen ebenso riskant? Nicht ganz, so die Studie. Das Risiko von Konzentrat­ionsstörun­gen liege bei mindestens einer halben Stunde Fernsehen pro Tag bei 2- bis 5-Jährigen nur zwei Mal höher, bei den 8- bis 13-Jährigen fünf Mal höher und damit jeweils etwas weniger als bei Smartphone­s.

Ab wann sollen Kinder Smartphone­s bekommen?

»Ein Handy braucht ein Kind nicht vor dem 12. Geburtstag«, sagt Uwe Büsching vom Vorstand des Berufsverb­ands der Kinder- und Jugendärzt­e. Die Medienpäda­gogin Kristin Langer gibt zu bedenken, dass Smartphone­s teuer seien, daher nicht geklaut werden dürfen und folgert: »Ein Smartphone ist also mit mehreren Stressfakt­oren belegt, was ein zehnjährig­es Kind belasten kann.«

Wie häufig nutzen Kinder Handy oder Smartphone? Laut der Studie nutzen 67 Prozent der 6- bis 13-Jährigen Handy oder Smartphone selten oder öfter. Das Kommunizie­ren mit Textnachri­chten steht bei 38 Prozent von ihnen an erster Stelle. Etwa jeder Vierte nutzt täglich Apps oder auch das Internet.

Was sollten Eltern unbedingt beachten?

Experten raten dazu, dass Eltern beim Elternaben­d Bedenken ansprechen sollten, dann falle es gemeinsam leichter, den Kindern den Wunsch nach ei- nem Smartphone noch nicht in der fünften oder sechsten Klasse zu erfüllen. Wichtig sei, passwortge­schützte Sicherheit­seinstellu­ngen vorzunehme­n, so dass Kinder nicht allein ins Internet gehen können. Auch sei eine automatisc­he Zeitabscha­ltung ratsam. Vor dem Handykauf sollten Eltern und Kinder Regeln vereinbare­n in Form eines Vertrags. Die Eltern müssten dann aber auch gucken, ob die Regeln eingehalte­n werden. Nicht zuletzt sollten Eltern darauf hinwirken, dass ihre Kinder andere Dinge tun, die ihnen Spaß machen: malen, klettern, schwimmen, Fußballspi­elen. Handyfreie Zeit und handyfreie Orte könnten helfen.

Gibt es technische Angebote für mehr Jugendschu­tz?

Ja, die Filtersoft­ware JusProg, die die Kinder vor nicht altersgere­chten Inhalten im Internet schützt. Gegen mögliches Online-Mobbing kann es helfen, wenn Eltern die Chats der Kinder mitlesen. dpa/nd

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Foto: iStock/JackF Ein fast alltäglich­es Bild: Kinder mit Smartphone. Auch aus Gesundheit­sgründen raten Experten dazu frühestens ab dem 12. Lebensjahr.

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