Eine Impfpflicht ist aber nicht in Sicht
Kitas müssen Impfmuffel künftig dem Gesundheitsamt melden
Wer sein Kind in einer Kita unterbringen möchte, muss den Nachweis einer Impfberatung vorlegen. Wer diesen Nachweis nicht hat, dem droht künftig die Meldung beim Gesundheitsamt.
Die Bundesregierung will entschiedener gegen Impfmuffel vorgehen, lehnt aber eine Impfpflicht weiterhin ab. Das geht aus einem Gesetzentwurf hervor, der inzwischen vom Bundestag beschlossen wurde.
Demnach müssen Kitas jene Eltern, die bei der Anmeldung keinen Nachweis über eine Impfberatung vorlegen können, künftig beim Gesundheitsamt melden. Die Behörde soll so die Möglichkeit bekommen, auf die Eltern zuzugehen und sie zur Beratung zu laden.
Damit sollten nicht unbedingt Impfgegner, sondern vor allem jene Familien erreicht werden, die die Impfungen vergessen oder weiteren Beratungsbedarf hätten. Zudem gebe es nicht nur Kinder, sondern auch viele Erwachsene mit Impflücken.
Der Nachweis einer Impfberatung bei der Kita ist seit Inkrafttreten des Präventionsgesetzes Mitte 2015 Pflicht. Wer sich hartnäckig weigert, dem droht schon jetzt eine Geldbuße in Höhe von 2500 Euro. Die Kitas konnten bislang aber selbst entscheiden, ob sie Eltern, die keine Impfberatung belegen können, beim Gesundheitsamt melden.
Wer sein Kind in einer Kita unterbringen möchte, muss den Nachweis einer Impfberatung vorlegen. Wer diesen Nachweis nicht hat, dem droht künftig die Meldung beim Gesundheitsamt.
Eine Impfpflicht, wie sie gerade in Italien eingeführt wurde, hatte Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) zuletzt ausgeschlossen. Die Impfpflicht in Italien gilt für zwölf Krankheiten, darunter Masern, die hochansteckend sind.
Gegen welche Krankheiten soll in Deutschland überhaupt geimpft werden?
Die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts nennt in ihrem Impfkalender 14 Standardimpfungen. Unter ihnen sind etwa Tetanus, Diphtherie, Hepatitis B, Rotaviren, aber auch Meningokokken C, Mumps, Masern, Röteln und die Influenza. Die meisten Impfungen werden laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) im frühen Kindesalter durchgeführt. In Italien gilt seit Kurzem eine Impfpflicht, die unter anderem Masern, Hirnhautentzündung, Tetanus, Kinderlähmung, Mumps, Keuchhusten und Windpocken umfasst.
Wie viele Menschen lassen sich in Deutschland impfen? Die allermeisten. Laut BZgA haben rund 95 Prozent der Erstklässler wesentliche Grundimpfungen erhalten. Die Bundeszentrale betont, Infektionskrankheiten wie Masern oder Mumps seien alles andere als harmloser »Kinderkram«. Eltern, die ihr Kind bewusst nicht impfen ließen, fügten ihm unter Umständen Schaden zu, sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach. Mit der Verweigerung des Impfens gefährden diejenigen nicht nur sich selbst (oder ihr Kind), sondern die gesamte Gesellschaft.
Wie argumentieren die Impfgegner?
Sie leugnen häufig die Wirksamkeit oder warnen vor den Risiken der Vielzahl an Impfungen. Laut Ständiger Impfkommission wurde in den vergangenen Jahren immer wieder darum gestritten, ob das Impfen Autismus, Diabetes oder Multiple Sklerose auslöse. Einen Nachweis dafür gibt es demnach allerdings nicht. Auch kritisieren die Gegner immer wieder, dass das Immunsystem der Kinder durch die vielen Impfungen überlastet sei. Thomas Fischbach hält dagegen: »Das Risiko, durch Nicht-Impfung zu Schaden zu kommen oder gar zu sterben ist deutlich höher als ein etwaiges Impfschadenrisiko.« dpa/nd