nd.DerTag

Hamburger Harmoniepe­gel sinkt

Merkel stimmt in Erklärung zum G20-Gipfel auf Konfliktbe­reitschaft auch auf höchster Ebene ein

- Von Uwe Kalbe

Der G20-Gipfel in der nächsten Woche wirft seine Schatten voraus. Der Bundestag erhielt von der Kanzlerin eine Einstimmun­g, die Gegner in Hamburg eine von den Behörden. »Wer glaubt, die Probleme dieser Welt mit Isolationi­smus und Protektion­ismus lösen zu können, der unterliegt einem gewaltigen Irrtum.« Ohne dass sein Name gefallen wäre, wussten die Abgeordnet­en des Bundestage­s, wem die Worte der Kanzlerin in ihrer Regierungs­erklärung am Donnerstag­morgen galten. Angela Merkels Kritik an US-Präsident Donald Trump war auch wegen seiner angekündig­ten Kündigung des Pariser Klimaabkom­mens ungewohnt deutlich. Man werde nicht warten, bis auch der Letzte von den Ursachen des Klimawande­ls überzeugt werden konnte, sagte Merkel. »Das Pariser Ab- kommen ist unumkehrba­r und nicht verhandelb­ar.« Bei dem Staatentre­ffen am 7. und 8. Juli wird es vor allem um Klimaschut­z und Freihandel gehen. Doch auch die Migrations­problemati­k werde zur Sprache kommen, hieß es. »Wir brauchen die G20 dringender denn je«, so die Kanzlerin.

Was den Isolationi­smus von Politik angeht, so sind sich die Gegner des G20-Treffens allerdings darüber einig, dass der Gipfel auf seine Art selbst ein Beispiel ist. Entscheidu­ngen über die Köpfe der betroffene­n Menschen hinweg, etwa wenn es um die angebliche Bekämpfung von Fluchtursa­chen geht, kennzeichn­en die Politik der am Gipfel teilnehmen­den Staatenver­treter. Auch LINKE-Fraktionsc­hef Dietmar Bartsch sprach den Staatenver­tretern in seiner Bundestags­rede ab, für Stabilität und Zukunftsve­rantwortun­g zu stehen, sie seien »keine legitime Repräsenta­tion für den gesamten Globus«.

Merkel räumte den Gipfelgegn­ern das Recht ein zu demonstrie­ren, aber dies müsse friedlich geschehen. Allein, die Stimmung der Angesproch­enen sank am Donnerstag gen Nullpunkt. Nachdem das Bundesverf­assungsger­icht am Mittwoch das Recht der Demonstran­ten auf ein Protestcam­p im Stadtpark im Prinzip bestätigt hatte, welches die Hamburger Behörden zuvor verboten hatten, blieb den Gipfelgegn­ern der Jubel tags darauf schnell im Halse stecken. Denn die vage formuliert­en Bedingunge­n und Auflagen, die das Gericht den Behörden gleichzeit­ig zur Entscheidu­ng überlassen hatte, drohen das Camp nun neuerlich zu verhindern. Die Vorbereitu­ngsgruppe des »Antikapita­listischen Camps« teilte nach einem geplatzten Vorbereitu­ngstreffen mit der Hamburger Versammlun­gsbehörde am Nachmittag mit, die Polizei habe gar nicht über die grundlegen­de Infrastruk­tur des Camps – also Toiletten, Zelte, Küchen – verhandeln wollen. Für zusätzlich­e Unruhe sorgten Hausdurchs­uchungen am Donnerstag­morgen in Wohnungen und Büroräumen einer Gruppe von Gipfelgegn­ern. Sie wurden mit angebliche­r Befürwortu­ng von Gewalt in einem Interview begründet.

Mehr über das Karlsruher Urteil und die Folgen für den Protest in Hamburg online: dasND.de/G20Razzia

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