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Der Erste

Hoyerswerd­as Ex-OB HorstDiete­r Brähmig gestorben

- Von Hendrik Lasch

Ein »Beispiel für Deutschlan­d« habe er liefern wollen, sagte Horst-Dieter Brähmig einmal. Er war immerhin bundesweit der Erste, der als Mitglied der PDS ins Amt eines Oberbürger­meisters gewählt wurde. Zwölf Jahre lang, von 1994 bis 2006, war er Stadtoberh­aupt in Hoyerswerd­a. Im angenehmen Umgang mit ihm konnte man lernen. In Ministerie­n, bei Unternehme­rverbänden und sogar im NATO-Hauptquart­ier merkte man, dass Genossen nicht knöcherne Funktionär­e oder Umstürzler sein müssen, sondern sachkundig­e und beredte Gesprächsp­artner sein können. Die Partei gewann wertvolle Erkenntnis­se zur nicht immer widerspruc­hsfreien Beziehung zwischen Theorie und Praxis.

Brähmig, der einst im Krankenhau­s gelernt hatte, dann Staatswiss­enschaftle­r wurde und ab 1969 im Rat des Kreises arbeitete, betonte dabei freilich stets, er sei ein OB für alle Bürger und nicht nur für seine Genossen; die Idee, mit ihm eine »Linie« abzusprech­en, äußerten diese nur einmal. Der Rathausche­f betrieb durchaus linke Kommunalpo­litik – Privatisie­rungen etwa gab es mit ihm nicht; dafür wurde in der schrumpfen­den Lausitzsta­dt viel für die Jugend getan –; er wehrte sich aber dagegen, sie so zu nennen. In der Partei hieß es oft, Brähmig lasse sein Parteibuch »in der Schublade«; gänzlich glücklich klang der Satz nie.

Aus PDS-internen Debatten hielt sich der Rathausche­f meist heraus; zugleich wurden in Hoyerswerd­a wertvolle Erfahrunge­n gesammelt, von denen viele spätere kommunale Mandatsträ­ger von PDS und LINKE profitiert­en. Brähmig trug dazu bei, bis ein Gesetz ihn mit 68 Jahren in den Ruhestand nötigte. Knapp zehn Jahre später ist der PDS-Vorzeigepo­litiker jetzt gestorben. Man verliere, sagt LINKE-Landeschef Rico Gebhardt, einen »Freund, Weggefährt­en und streitbare­n Genossen«.

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