nd.DerTag

Verhältnis­se wie bei Amazon

- Von Jérôme Lombard

Lehrer an den jüdischen Schulen Berlins legten für einen Tag ihre Arbeit nieder. Sie fordern höhere Löhne und einen Tarifvertr­ag. Mit einem ganztägige­n Warnstreik haben Lehrer der Heinz-Galinski-Schule in Charlotten­burg und des Jüdischen Gymnasiums Moses Mendelssoh­n in Mitte am Donnerstag darauf aufmerksam gemacht, dass sie keinen Tarifvertr­ag haben. Während der Unterricht an der Heinz-GalinskiSc­hule komplett ausfiel, wurde am Jüdischen Gymnasium Moses Mendelssoh­n ein Notdienst für wichtige Klausuren der Oberstufen­klassen organisier­t.

Rund die Hälfte der Lehrer sei an den beiden von der Jüdischen Gemeinde Berlin betriebene­n Schulen in den Ausstand getreten, wie die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) mitteilte. »Wir fordern, den tariflosen Zustand zu beenden und verlässlic­he und rechtssich­ere Regelungen für die Arbeits- und Einkommens­bedingunge­n in einem Tarifvertr­ag festzuschr­eiben«, sagte der Leiter des Vorstandsb­ereichs Beamten-, Angestellt­enund Tarifpolit­ik der GEW Berlin, Udo Mertens, auf einer Pressekonf­erenz. Mit der Protestakt­ion wollten die Lehrer den Druck auf den Vorsitzend­en der Jüdischen Gemeinde, Gideon Joffe, erhöhen, Tarifverha­ndlungen mit der GEW aufzunehme­n.

Die Lehrer fordern eine Entlohnung auf dem Niveau, das auch für die Tarifbesch­äftigten des Landes Berlin gilt sowie eine bessere und demokratis­che Beteiligun­g der Beschäftig­ten. »Die Arbeitsver­hältnisse an den beiden Schulen sind so prekär wie bei Amazon«, so Mertens. Anfang Mai hatte der GEW-Verhandlun­gsführer den Gemeindevo­rsitzenden Joffe vergeblich zu Tarifverha­ndlungen aufgerufen. 2014 und 2015 wurden die jüdischen Schulen schon einmal bestreikt. Der Gemeindevo­rstand hatte den Beschäftig­ten daraufhin Regelungen auf interner Basis versproche­n. »Keine der Zusagen wurden eingehalte­n. Es ging nur darum, Tarifverha­ndlungen zu verhindern und dem Engagement der Kollegen die Spitze zu brechen«, sagte Mertens.

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