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»R2G« räumt sich selbst

- Martin Kröger über die Teilräumun­g der Friedelstr­aße 54 Foto: nd/Camay Sungu

Gegen Mittag war die polizeilic­he Räumung des Kiezladens in der Friedelstr­aße 54 abgeschlos­sen. Der Tag mit seinem Großeinsat­z der Polizei war damit aber noch lange nicht zu Ende, für die Zeit nach Redaktions­schluss dieser Seite wurde noch eine Demonstrat­ion erwartet, und häufig gab es in Berlin erst am Abend nach Räumungen heftige Proteste. Für einen Kommentar ist es also eigentlich reichlich früh.

Dennoch: Mit der Aktion zugunsten eines Spekulante­n hat sich Rot-Rot-Grün so oder so keinen Gefallen getan. Ausgerechn­et einen Kiezladen lässt der Mittelinks Senat in Amtshilfe für den Gerichtsvo­llzieher durch die Polizei räumen. Ein linker Nachbarsch­aftsladen, in dem unter anderem eine »Küche für alle« residierte, in der Gemüse aus Brandenbur­g verarbeite­t wurde. Ein Laden in dem von Gentrifizi­erung besonders betroffene­n Reuterkiez, der eine kostenlose Mietrechts­beratung anbietet, die nicht an eine Mitgliedsc­haft in einer Mietervere­inigung geknüpft ist. Alles in allem also eine Initiative, die genau jene Stadtgesel­lschaft widerspieg­elt, für die sich der Mitte-links-Senat, aber vor allem auch die LINKE einsetzen will.

Den Laden hätte im vergangene­n Jahr bereits die seinerzeit regierende Große Koalition in Neukölln retten müssen, wenden Linksparte­i-Politiker an dieser Stelle ein und zeigen auf die SPDBezirks­bürgermeis­terin Franziska Giffey. Das mag sein, die Räumung an sich fand jetzt aber unter Rot-Rot-Grün statt. Dass der Senat offensicht­lich nicht die Macht und Mittel hat, über solche Projekte, von denen noch einige mehr in der Stadt bedroht sind, die schützende Hand zu halten, ist ein fatales Signal. Und: Mit der in dieser Form praktizier­ten Räumung beschädigt­en SPD, LINKE und Grüne auch sich selbst.

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