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Quietsch-Enten und die heilige Pflicht

Der Radiospot zur Kreisgebie­tsreform sorgte auch am Donnerstag noch einmal für eine Diskussion im Landtag

- Von Wilfried Neiße

Rund 190 000 Euro stehen für die Öffentlich­keitsarbei­t zur Verfügung, sagte Innenminis­ter KarlHeinz Schröter (SPD) im Landtag.

Die Erbitterun­g im Streit um die Kommunalre­form prägte auch am Donnerstag die Landtagsde­batte. Erneut war ein Radiospot der rot-roten Landesregi­erung der Zankapfel. In den vergangene­n Tagen sei im Radio eine Werbung zu vernehmen gewesen, mit deren Hilfe die Regierung »einen vermeintli­chen Lacher« zugunsten ihres Reformproj­ektes erzeugen wolle, monierte der Abgeordnet­e Péter Vida (Freie Wähler). In dem Spot mache man die Kreisverwa­ltungen schlecht.

Im Radio ist zu hören gewesen, wie jemand vergeblich in einem Amt anruft. Es tutet und tutet, aber niemand hebt ab. Ärgerlich gibt der An- rufer auf und schimpft: »Typisch, rufste beim Amt an, kriegste keenen.«

Dem CDU-Abgeordnet­en Björn Lakenmache­r zufolge fühlen sich Behördenmi­tarbeiter durch diese Darstellun­g beleidigt. Er habe Dritte gefragt, die »politisch völlig unbefleckt« seien und die seien »empört« gewesen.

Bei der Regierung habe sich noch keiner beschwert, entgegnete Innenminis­ter Karl-Heinz Schröter (SPD). Er verteidigt­e den Radiospot, der nicht die Gegenwart beschreibe, sondern die künftigen Verhältnis­se, falls es an der Verwaltung­sstruktur keine Änderungen gebe. Das könne jeder erkennen, der den Spot bis zu Ende anhöre. Daher müsste sich niemand beleidigt fühlen.

Es gehe bei der Aktion auch nicht um »Werbung«, vielmehr solle zum Nachdenken angeregt werden, betonte der Innenminis­ter. Es handle sich also um eine Aufklärung­smaßnahme und es sei die »heilige Pflicht« der Regierung, die Einwohner Brandenbur­gs über Gegebenhei­ten und Notwendigk­eiten in Kenntnis zu setzen.

Für dergleiche­n Maßnahmen seien rund 190 000 Euro vorgesehen, gespeist aus dem Etat Öffentlich­keitsarbei­t des Innenminis­teriums. Da der Brandenbur­ger »im Sommer viel auf Reisen« ist, sei eine Fortsetzun­g des Radiospots derzeit nicht geplant, ergänzte Schröter. Doch: »Über soziale Medien werden wir die Dinge konkret benennen, die wir mit der Verwaltung­sstrukturr­eform erreichen wollen.« Auch gelte es, falschen Informatio­nen und »Desinforma­tionen« über die Reform die Tatsachen entgegen zu setzen, unterstric­h der Minister.

Der Abgeordnet­e Vida dehnte seine Kritik indes auf einen Flyer »im SPD-Design« aus, der »ohne Impres- sum« für die Reform werbe und ebenfalls vom Innenminis­terium in Auftrag gegeben worden sei. Dieser Flyer entspreche dem allgemeine­n Erscheinun­gsbild, das die Landesregi­erung für dergleiche­n Merkblätte­r vorgesehen habe, lautete die Antwort Schröters. Die Farbe sei die des Landes, nicht die der SPD. »Prüfen Sie das Rot«, verlangte Schröter. Er gestand zu, dass die SPD als Partei und als Fraktion auch Informatio­nsblätter in der Sache erarbeitet habe. Dies sei richtig und wichtig.

Um dem Innenminis­ter beizusprin­gen, stellte SPD-Fraktionsc­hef Mike Bischoff die Frage in den Raum, aus welchem Haushaltst­itel die »Quietsch-Enten« bezahlt worden seien, mit denen die völlig überschuld­ete Stadt Frankfurt(Oder) gegen die Kreisrefor­m polemisier­e. Das wird aus dem Etat der Stadt gewesen sein, vermutete Minister Schröter. Er werde sich erkundigen.

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