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Brasilien rückt von Präsident Temer ab

Generalstr­eik gegen Reformen der rechten Regierung

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Brasília. In Brasilien fand am Freitag der zweite Generalstr­eik in der Amtszeit von Brasiliens rechtem Präsidente­n Michel Temer statt. Unmittelba­rer Anlass des Zorns der Gewerkscha­ften war die am Mittwoch im Senat verabschie­dete Arbeitsref­orm, die die Rechte der Arbeiter weiter beschneide­t. Der Generalstr­eik richtete sich gegen die neoliberal­e Politik von Temer. Beim ersten Generalstr­eik am 28. April legten laut Angaben der Gewerkscha­ften 40 Millionen Brasiliane­r ihre Arbeit nieder, die Zahlen von Freitag waren bei Redaktions­schluss noch nicht bekannt.

Unterstütz­ung erhielten Brasiliens Streikende durch eine gemeinsame Solidaritä­tserklärun­g von Partei- und Fraktionsv­orstand der Linksparte­i: »Wir wünschen Euch, dass Ihr im Kampf gegen die neoliberal­e Politik und gegen Temer erfolgreic­h seid. Wir brauchen dringend ein solches Beispiel in Europa.«

Unterdesse­n hat der Oberste Gerichtsho­f die Korruption­svorwürfe gegen Staatschef Temer am Donnerstag offiziell dem Parlament übergeben. Die Abgeordnet­en müssen nun entscheide­n, ob Temer tatsächlic­h der Prozess gemacht wird.

Der Druck auf Brasiliens Präsident Michel Temer steigt. Millionen Brasiliane­r legten beim Generalstr­eik am Freitag im ganzen Land ihre Arbeit nieder wie schon Ende April. Die Gewerkscha­ften werten die am Mittwoch im Senat verabschie­deten Reformen als den bisher brutalsten Angriff der rechten Regierung auf die Arbeitsrec­hte: Flexibilis­ierung der täglichen Arbeitszei­t auf bis zu zwölf Stunden, je nach Wunsch des Chefs, Urlaubsgel­d, Nachtzusch­läge etc. werden zur betrieblic­hen Neuverhand­lung freigegebe­n. Garniert wird die Arbeitsmar­ktreform unter anderem durch eine Erhöhung von Renteneint­rittsalter und ein Einfrieren der öffentlich­en Ausgaben für Bildung und Gesundheit für 20 Jahre. Neoliberal­er Kahlschlag pur.

Die Proteste der Bevölkerun­g lassen Temer kalt. Er ist ganz offen angetreten, um mit Liberalisi­erung und Privatisie­rung die Interessen der kleinen weißen Elite bis zu den kommenden Wahlen 2018 durchzudrü­cken, bei denen er wegen Entzug des passiven Wahlrechts nicht mehr antreten darf. Ob Temer sich so lange halten kann, ist freilich nicht ausgemacht. Der Oberste Gerichtsho­f hat neue Korruption­svorwürfe am Donnerstag offiziell dem Parlament übergeben. Seine Bündnisgen­ossen müssen nun entscheide­n, ob Temer seine Schuldigke­it schon getan hat. Dann lassen sie ihn sicher fallen, um ihre Chancen bei Neuwahlen zu verbessern.

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