nd.DerTag

Nur eine Kampfansag­e

- Uwe Kalbe über das Wahlkampfp­apier der LINKE-Fraktionss­pitze

Die Linksfrakt­ion im Bundestag hat mit ihrer Bilanz über die vergangene­n vier Bundestags­jahre wie mit den vorgelegte­n politische­n Zielen für die nächsten vier Jahre eine Lücke zu schließen versucht. Die Lücke zwischen den hehren Zielen, die von der Partei so langfristi­g wie unverhande­lbar empfunden werden, und dem politische­n Alltag, in dem sich Fraktionen real befinden. Die Fraktionen sind es schließlic­h, die sich in einem dauernden Praxistest aller Theoreme befinden. Und auch den Wählern oder Menschen, die es werden sollen, steht eher jenes Bild von Parteien vor Augen, das diese im politische­n Alltag bieten. Programme dienen der Selbstvers­tändigung von Parteien mehr als der Aufklärung des Wählers.

»Mindestanf­orderungen an einen Politikwec­hsel« zu benennen und diese in Koalitions­verhandlun­gen durchzuset­zen, sind jedoch ebenfalls zwei verschiede­ne Dinge. Keine Frage, die Forderunge­n der Fraktionss­pitzen der LINKEN im Bundestag sind eine Kampfansag­e an die politische Konkurrenz. Sie sind auch eine Standortbe­stimmung, die die Alleinstel­lung der LINKEN definieren soll. Sie als Mindestanf­orderungen an künftige Bündnispar­tner zu betrachten, wäre gleichwohl verfrüht. Und ähnlich vermessen wie die Ankündigun­g des SPD-Spitzenkan­didaten, das SPD-Programm werde für die nächste Wahlperiod­e Orientieru­ngsgröße für alle eventuelle­n Partner sein.

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