nd.DerTag

Strafe für Google

-

Wie ein Riesenlast­er

Die Rekordstra­fe der Europäisch­en Kommission für Google ist überhaupt nicht so hoch, wenn wir in die Überlegung­en auch den Umsatz, den Gewinn und die Geschäftsp­raktiken der bestraften Firma einbeziehe­n. Die Visionäre der neuen Zeit erinnern eher an die Erdölmagna­ten der Wende vom 19. zum 20. Jahrhunder­t, als nur langsam die ersten Antimonopo­lgesetze entstanden. Sie würden alles erdrücken, das ihnen im Weg steht, wenn man sie nur ließe. Wo es ihnen möglich ist, führen sie Gewinne aus und ersticken damit den heimischen Markt. Das gilt etwa für die Gewinne aus Werbung, die so den Medien auch in unserem Land verloren gehen. Allein hier geht es um Dutzende Millionen Euro jährlich. Sie erzählen uns von der Freiheit der Informatio­nsautobahn, sitzen dabei aber im Riesenlast­er, der seinen eigenen breitesten und schnellste­n Fahrstreif­en für sich reserviert hat und alle anderen vom Randstreif­en drängt.

El País, Spanien Weiter verschärft

Niemand bezweifelt, dass Google dank seiner leistungss­tarken Suchmaschi­ne Produkte und Dienstleis­tungen bietet, die wesentlich zur Entwicklun­g der digitalen Gesellscha­ft beitragen. Zusammen mit seinen anderen Technologi­en hat der Konzern großes Gewicht bei der Modernisie­rung der Kommunikat­ion, dem elektronis­chen Handel und der Ausbreitun­g von Bildung. Google hat das Leben von Millionen Menschen zum Besseren verändert. Aber die Verbrauche­r sind auch gleichzeit­ig Bürger, und als solche haben sie Rechte, die von Unternehme­n geachtet und von den Behörden garantiert werden müssen. Google und die EU-Kommission verbindet schon lange ein gespanntes Verhältnis, das nicht besser wird, sondern sich im Gegenteil weiter verschärft.

Die Presse, Österreich Romantisch verklärt

Während die Kommission den USKonzern als Monopolist­en bei Preisvergl­eichen betrachtet, verweist Google auf die Tatsache, dass beim Einkauf im Internet die Konkurrent­en Amazon und Ebay oftmals die erste Anlaufstel­le sind – demnach hätten wir es nicht mit einem Mono-, sondern schlimmste­nfalls mit einem Oligopol zu tun. Der Schlagabta­usch zeigt indes, dass Silicon Valley und Europa einen anderen Blick auf die Marktlage haben. Google, Facebook und Co. stellen sich nach wie vor als zarte Pflänzchen dar, die gehegt, gepflegt und vor staatliche­r Regulierun­g geschützt werden müssen, damit sie gedeihen. An diese romantisch verklärte Beschreibu­ng hat die Brüsseler Behörde nun den amtlichen Maßstab angelegt.

Guardian, Großbritan­nien Herrschaft des Gesetzes

Die atemberaub­ende Strafe in Höhe von 2,4 Milliarden Euro, die Google von der EU-Kommission für die Ausnutzung seiner Monopolste­llung bei der Internetsu­che auferlegt wurde, ist schockiere­nd und zugleich begrüßensw­ert. Sie zeigt, dass es wenigstens eine Staatsorga­nisation gibt, die bereit ist, sich den gigantisch­en Internetun­ternehmen in den Weg zu stellen und zu versuchen, sie der Herrschaft des Gesetzes zu unterstell­en. Einzelne Länder sind dafür nicht groß genug. Die Technologi­e des mobilen Internets ist zwar ein Segen für die Welt. Doch wo sie nicht gerade in der Hand undemokrat­ischer Regierunge­n liegt, wird sie heute von multinatio­nalen werbetreib­enden Unternehme­n kontrollie­rt und dieses Geschäft bringt sowohl Google als auch Facebook unglaublic­he Profite ein. Wie harmlos ihre Absichten auch immer sein mögen, allein die enorme Größe und Reichweite macht sie gefährlich.

Jyllands-Posten, Dänemark Lärm um nichts

Es ist naiv, von einem Sieg zu reden. Google, Amazon, Microsoft, Facebook und Apple sind amerikanis­che IT-Konzerne, die zu so großen und dominieren­den Unternehme­n herangewac­hsen sind, dass die Behörden sie ständig unter Beobachtun­g haben müssen; aber auch so groß, dass Geldstrafe­n banale Betriebsko­sten sind. EU-Wettbewerb­skommissar­in Vestager kann noch so stolz auf ihren Sieg sein, aber so lange kein Direktor eine lange Gefängniss­trafe riskiert, ist die wirkliche Wirklichke­it, dass der Einsatz der EU-Kommission den Charakter von großem Lärm um nichts bekommt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany