nd.DerTag

Nichts Halbes, nichts Ganzes

Bundestag hat ein Kinderund Jugendstär­kungsgeset­z verabschie­det

- Sot

Monatelang haben die Beteiligte­n um ein Kinder- und Jugendstär­kungsgeset­z gerungen. Doch zufrieden ist auch nach dem Beschluss des umfangreic­hen Gesetzespa­kets im Bundestag in der Nacht zum Freitag niemand – nicht die Große Koalition, nicht die Opposition und auch die Fachverbän­de nicht. Sie warnten vor einer übergroßen Machtfülle der Behörden. Die Reform des Achten Sozialgese­tzgebungsb­uches, die sich zum Grundsatz genommen hat, die Änderungen vom Blickwinke­l des Kindes her zu verfolgen, ist noch nicht geglückt.

Ein Kernstück der Novelle wurde kurzfristi­g aus dem Gesetzentw­urf herausgeno­mmen, weil die Koalitions­partner sich nicht auf Neuregelun­gen bei Pflegekind­ern einigen konnten. Das SPD-geführte Familienmi­nisterium wollte die Rechte der leiblichen Eltern einschränk­en, um mehr Sicherheit für Pflegekind­er zu gewährleis­ten. Die Unionspart­eien lehnten dies jedoch ab, so dass darüber vermutlich in der kommenden Wahlperiod­e weiterverh­andelt wird.

Ohnehin ging der Union die Verabschie­dung der Reform viel zu schnell. »Das Tempo, mit dem das Gesetz durch Bundestag und Bundesrat gedrückt werden soll, ist nicht akzeptabel«, erklärte Nadine Schön, Familienpo­litikerin der CDU. »Eine Reform, die tief in die Grundrecht­e von Eltern und Kindern eingreift, benötigt ausreichen­d Zeit und intensive Diskussion­en.«

In dem Gesetzespa­ket geblieben ist eine Reihe von Verbesseru­ngen beim Kinderschu­tz. Intensivie­rt werden soll etwa die Kooperatio­n von Jugendämte­rn, Justiz und Ermittlern, um Kinder besser vor Gewalt zu schützen. Auch sollen Ärzte künftig bei Anzeichen einer Gefahrensi­tuation die Möglichkei­t erhalten, sich an das Jugendamt zu wenden. Bislang gibt es eine recht große Unsicherhe­it, wann Mediziner oder Betreuungs­personen das Jugendamt einschalte­n dürfen und wann nicht.

Vorgesehen ist außerdem die Einrichtun­g einer Ombudsstel­le, die Kindern und Jugendlich­en Hilfe und Beratung bieten soll.

Newspapers in German

Newspapers from Germany