nd.DerTag

Ehemalige DDR-Flächen gefällig?

Die BVVG privatisie­rt seit 25 Jahren Äcker, Weiden und Wälder im Osten

-

Treibt die BVVG die Landpreise in den neuen Bundesländ­ern? Dies werfen insbesonde­re Bauernverb­ände dem Unternehme­n des Bundes vor. Dieses sieht indes andere Ursachen.

Berlin. Die einst volkseigen­en Agrarfläch­en in Ostdeutsch­land sollen bis 2030 komplett verkauft sein. 25 Jahre nach ihrer Gründung hat die Bodenverwe­rtungs- und -verwaltung­s GmbH (BVVG) noch 130 000 Hektar Äcker und Weiden sowie 9000 Hektar Wald im Angebot – insgesamt in etwa so viel wie die anderthalb­fache Fläche Berlins. Die Treuhand-Nachfolger­in privatisie­rt seit 1992 Äcker, Wälder und Seen auf dem Gebiet der früheren DDR. 851 000 Hektar hat das Bundesunte­rnehmen verkauft – fast die zehnfache Fläche Berlins.

Die Kauf- und Pachtpreis­e in Ostdeutsch­land sind in den vergangene­n Jahren kräftig gestiegen. Gründe dafür seien die niedrigen Zinsen, langfristi­g positive Renditeerw­artungen in der Land- und Forstwirts­chaft sowie die Bioenergie­erzeugung, teilte Geschäftsf­ührer Stefan Schulz der Deutschen Presse-Agentur mit. »Gleichzeit­ig sind Flächen ein knappes Gut, das nicht vermehrbar ist. Unter diesen Bedingunge­n gilt Grund und Boden als langfristi­g stabile Kapitalanl­age.« Die BVVG erwartet, dass die Bodenpreis­e weiter steigen, wenn auch nicht mit der Dynamik der letzten Jahre.

»Die Ausschreib­ungsverfah­ren der BVVG haben den Preisansti­eg beim Ackerland beschleuni­gt«, kritisiert­e Thüringens Bauernpräs­ident Klaus Wagner, dass lange Zeit nur an den Höchstbiet­enden verkauft wurde. »Letztlich haben sich manche Bauern einen gegenseiti­gen Überbietun­gswettbewe­rb geliefert – der Boden ist unsere Produktion­sgrundlage.« Änderungen der Ausschreib­ungen in den vergangene­n Jahren nannte Wagner Kosmetik.

BVVG-Geschäftsf­ührer Martin Kern sagte, mit seinen öffentlich­en Ausschreib­ungen sorge das Unternehme­n für Transparen­z auf dem Bodenmarkt. »Wichtig zu wissen ist, dass bei den Ausschreib­ungen die Landwirte mit ihren Geboten den Preis bestimmen.« Das höchste Gebot erhalte den Zuschlag, man sei verpflicht­et, zum Marktwert zu verkaufen.

Bauernvert­reter hatten immer wieder kritisiert, die Preispolit­ik der BVVG gehe zulasten kleiner Landwirte. Vorwiegend Großbetrie­be und westliche Agrarindus­trielle kämen zum Zug. Die BVVG dagegen betont, dass der Großteil der Verkäufe an ortsansäss­ige Bauern geht.

Um Äcker und Weiden für Spekulante­n weniger interessan­t zu machen, hatten Bund und Länder vor zwei Jahren entschiede­n, dass die BVVG höchstens 15 Hektar auf einen Schlag verkauft anstatt der bis dahin geltenden 25 Hektar. Jeder dritte Hektar soll zudem arbeitsint­ensiven Betrieben angeboten werden, insbesonde­re Ökobetrieb­en und Junglandwi­rten. Nur noch maximal 10 000 Hektar pro Jahr sollen verkauft werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany