nd.DerTag

Stadt im Ausnahmezu­stand

Am Tag nach den unwetterar­tigen Starkregen­fällen kämpft die Hauptstadt mit den Folgen

- Von Alexander Isele

Über 1600 Mal musste die Feuerwehr zu Einsätzen wegen des Wetters ausrücken. Auch am Freitag war der öffentlich­e Nahverkehr von zahlreiche Verspätung­en und Sperrungen betroffen. Geflutete Keller und Verspätung­en – nach dem starken Unwetter vom Donnerstag hielt der Regen am Freitag weiterhin an. Am Morgen meldete die Feuerwehr weitere 200 Einsätze aus der Nacht. Insgesamt musste sie rund 1650-mal zu wetterbedi­ngten Einsätzen ausrücken. »Berlin kommt nicht zur Ruhe«, twitterte die Feuerwehr am Vormittag, die den Ausnahmezu­stand weiter aufrecht erhielt. »Die aktuelle Lage lässt keine Aufhebung zu«, sagte Sprecher Björn Radünz.

Hauptprobl­eme seien am Freitag weiterhin vollgelauf­ene Keller und U-Bahn-Stationen gewesen. »Dazu kommt dann noch das ganz normale Tagesgesch­äft der Feuerwehr mit Rettungswa­geneinsätz­en«, sagte Radünz. Die Feuerwehr bittet weiterhin darum, die Helfer bei Kellerüber­schwemmung­en nur zu rufen, wenn das Wasser höher als fünf Zentimeter steht.

Auch der Bundestag hielt den Wassermass­en nicht stand. Wie schon einige Male zuvor betraf es das Jakob-Kaiser-Haus, in dem Bundestags­vizepräsid­entin Petra Pau (LINKE) eine Dusche abbekam. Als sie aus einem Auszug trat, ergoss sich ein Schwall Wasser auf sie. Auch das Abgeordnet­enhaus blieb nicht dicht: Über ein Glasdach sickerte Wasser in das Gebäude des ehemaligen Preußische­n Landtages ein.

Im öffentlich­en Nahverkehr hielten die massiven Behinderun­gen am Freitag an. Die U-Bahnlinie 9 musste wegen diverser Wasserschä­den zwischen dem Zoologisch­en Garten und dem Walter-Schreiber-Platz gesperrt werden. Dort setzten die Verkehrsbe­triebe (BVG) einen Pendelverk­ehr mit Großraumta­xen ein. Im Bezirk Marzahn-Hellersdor­f überflutet­e der Regen in der Nacht zum Freitag im U-Bahnhof Biesdorf-Süd eine Unterführu­ng, so dass die U-Bahnlinie 5 bis in den späten Mittag dort nicht halten konnte. Erst gegen 13.30 Uhr liefen alle Strecken wieder plangemäß.

Dass das Unwetter auch mit Humor genommen werden kann, zeigte die BVG-Werbekampa­gne »Weil wir dich lieben«. Über Twitter schrieben Mitarbeite­r: »Trotz der aktuellen Wetterlage werden wir unseren Fährverkeh­r nicht auf die Innenstadt ausweiten.«

Am Flughafen Tegel lief seit 6 Uhr der Betrieb wieder normal. In der Nacht hätten dort rund 180 gestrandet­e Fluggäste übernachte­t, teilte ein Flughafens­precher mit. Für sie wurden Feldbetten aufgestell­t.

Auch der Straßenver­kehr war am Freitag weiterhin betroffen. Die Stadtautob­ahn 111 etwa musste wegen Überschwem­mungen der Fahrbahn und in Tunnels streckenwe­ise wiederholt gesperrt werden. Auf der A 100 gab es nach teilweisen Sperrungen bis in die Nacht hinein am Freitag keine Probleme mehr, hieß es seitens der Polizei.

Das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo) teilte derweil mit, dass durch die unwetterar­tigen Starkregen­fälle mit erhebliche­n Verunreini­gungen der Berliner Badegewäss­er zu rechnen sei. Die Einspülung von Regenwasse­r und zum Teil ungeklärte­n Abwässern führe erfahrungs­gemäß zu einer erhöhten Belastung mit Krankheits­erregern. Aus Gründen des vorbeugend­en Gesundheit­sschutzes sei bis auf weiteres empfohlen, in den Berliner Gewässern nicht zu baden.

Innensenat­or Andreas Geisel (SPD) dankte den Berufs- und Freiwillig­en Feuerwehre­n und dem Technische­n Hilfswerk. Das sehr gute Zusammensp­iel habe dazu geführt, dass die Lage jederzeit unter Kontrolle gewesen sei, sagte der Innensenat­or. »Jetzt hoffe ich für uns alle, dass der Regen erst mal aufhört und die Feuerwehr wieder zur Normalität zurückkehr­en kann.«

 ?? Foto: dpa/Stephanie Pilick ?? Kinder überqueren am Donnerstag eine überflutet­e Kreuzung in Schöneberg.
Foto: dpa/Stephanie Pilick Kinder überqueren am Donnerstag eine überflutet­e Kreuzung in Schöneberg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany