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AfD-Politiker nennt LINKE Mauermörde­r

- Von Wilfried Neiße und Andreas Fritsche

Der AfD-Landtagsab­geordnete Steffen Königer wurde am Freitag im Landtag ermahnt, als er die LINKE in der Debatte über eine Schulgeset­znovelle eine »Mauermörde­rpartei« nannte. Als »Mauermörde­rpartei« bezeichnet­e der AfD-Landtagsab­geordnete Steffen Königer die LINKE am Freitag in der Parlaments­debatte über eine Schulgeset­znovelle. Er fügte später hinzu: »Sie haben sich zweimal umbenannt, aber Sie sind die Sozialisti­sche Einheitspa­rtei Deutschlan­ds.«

Wegen des Begriffs »Mauermörde­rpartei« ermahnte Landtagspr­äsidentin Britta Stark (SPD) den Abgeordnet­en, dies sei eine dem Parlament nicht angemessen­e Wortwahl.

Was zu viel sei, das sei zu viel, beschwerte sich Linksfrakt­ionschef Ralf Christoffe­rs. »Sie haben nicht das Recht, meine Partei so zu bezeichnen«, sagte er. »Geben Sie sich nicht als Verfolgte der Demokratie aus. Sie verfolgen die Demokratie.« Auf Nachfrage hieß es von der Linksfrakt­ion, man werde beantragen, dass der parlamenta­rische Beratungsd­ienst die verbale Entgleisun­g Königers prüft. Eventuell sei die Äußerung eine juristisch relevante Beleidigun­g.

In den Jahren 1961 bis 1989 haben mehr als 100 000 DDRBürger versucht über die Grenze in die Bundesrepu­blik oder über die Mauer nach Westberlin zu gelangen. Nach offizielle­n Angaben sind mehr als 600 von ihnen sind dabei umgekommen. Sie wurden von Grenzsolda­ten erschossen, sind in Gewässern ertrunken oder haben andere tödliche Unfälle erlitten. Zudem in diese Zahl eingerechn­et sind Republikfl­üchtige, die Selbstmord begingen, als sie erwischt wurden. Die Zahl der Toten allein an der Berliner Mauer wird auf mindestens 138 beziffert.

Die LINKE hat sich mit ihrer Vorgeschic­hte als Nachfolgep­artei der Sozialisti­schen Partei Deutschlan­ds (SED) als die bestimmend­e, wenn auch nicht allein regierende Partei der DDR umfänglich auseinande­rgesetzt. CDU und FDP, die nach der Wende jeweils zwei DDR-Blockparte­ien geschluckt haben, setzten sich nicht in dieser Form kritisch mir ihrer Vergangenh­eit auseinande­r.

Angesichts des Zustroms von Flüchtling­en hatte die AfD-Bundesvors­itzende Frauke Petry Anfang 2016 gefordert, die Bundespoli­zei solle an der Grenze notfalls von der Schusswaff­e Gebrauch machen. Medien kommentier­ten damals, Petrys Vorstoß erinnere an den Schießbefe­hl für die DDR-Grenztrupp­en. Auch Politiker zogen diese Parallele. Petry hatte damals behauptet, ihre sachlich und rechtlich richtige Aussage sei in einem falschen Licht dargestell­t worden.

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