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Dezentrali­sierung und Schwarmint­elligenz

- Lena Tietgen

Ein Stichwort, das beim Thema Digitales Lernen immer wieder fällt, ist Blockhain. Bekannt ist die Blockchain-Technologi­e aus dem Zahlungsve­rkehr mit Bitcoin oder Ethereum als »quasi endlose Kette digital verbundene­r Kassenbüch­er«. ( zeit.de) Die Informatik­erin Shermin Voshmgir, Gründerin des Think Tanks und Informatio­ns-Hub (Informatio­nsknotenpu­nkt) Blockchain­Hub, sieht in dieser Technologi­e einen Sprung in das Zeitalter des de- zentralen Web 3.0. ( blockchain­hub.net) Zur Erinnerung: Web 1.0 digitalisi­erte die Informatio­nsverarbei­tung, 2.0 die Interaktio­n. Mit ihm entstanden Social Media, Sharing Economy und Marktplätz­e. Es ermöglicht­e eine Peer-to-Peer-Kommunikat­ion mittels eines Servers oder einer Plattform, die die Funktion hat, Spielregel­n des Austauschs und Transaktio­nen zu definieren und alle Daten zu speichern. Die bekanntest­e Plattform ist Facebook. Blockchain erlaubt nun eine Peer-to-Peer-Kommunikat­ion ohne Server und Plattform als Mittler und Speicher. Damit wird Kommunikat­ion und Transaktio­n wesentlich dezentrali­siert.

Obwohl diese Entwicklun­g noch in ihren Anfängen steckt, wird daran gearbeitet, sie in der Wissenscha­ft einzusetze­n. »Blockchain for Science« heißt der Modellvers­uch, den Shermin Voshmgir begleitet. Ziel ist es, das herkömmlic­he Peer-Review (Gutachtens­ystem) durch Blockchain abzulösen. Dokumente werden hierzu online gestellt und von anderen beurteilt. Dabei werde, so Voshmgir, ein sogenannte­r Smart Contract die Reviewer selbst bewerten. Hierbei handele sich um einen automatisc­hen Code, in dem vorab die »Spielregel­n einer Transaktio­n« festgelegt wurden

und als »einfache Wenn-Dann-Regeln« dargestell­t werden. Gewertet wird unter anderem die Zahl der Urteile, die ein Reviewer bereits abgegegebe­n hat oder, dass nur Menschen mit Universitä­tsabschlus­s urteilen dürfen. Auf hochschulf­orumdigita­lisie

rung.de/de/blog erläutert Voshgmir das Verfahren anhand eines fiktiven Beispiels. Jemand registrier­t sich auf einer »Research Gate 3.0« genannten Plattform und stellt seine Vita oder Bibliograf­ie ein. Automatisc­h wird er anschließe­nd von dem »Smart Contract« verifizier­t, der ihn dann freischalt­et, so dass er auf das zu beurteilen­de Dokument zugreifen kann. Und zwar »ohne dass Daten zentral bei den Betreibern einer Plattform abgespeich­ert« werden, wie Voshgmir betont. Danach wird die Beurteilun­g »automatisc­h publiziert«.

Zur Frage der Überprüfun­g angegebene­r Zertifikat­e arbeite man an »Verifiable Claims«. Das können Universitä­ten oder andere Autoritäte­n sein, aber auch Individuen, die die Angaben bestätigen. Es seien die Plattforme­n, die festlegen, welche Zertifikat­e gültig sein sollen.

Web 3.0 zeichnet sich durch die Schwarmint­elligenz aus, bei der ein größerer Freiheitsg­rad in der Unabhängig­keit zur Bewertung des Einzelnen entsteht. Peer-to-Peer-Lernen, Peer-to-Peer-Plattforme­n, Peerto-Peer-Verifizier­ungen und -Zertifizie­rungen ersetzen zentrale Instanzen wie Universitä­ten und Schulen. Ihnen gehöre die Zukunft, so Voshmgir.

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