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Helden vs. Helden

Dota-2-Profis verraten Gewinnreze­pt: ganz viel Teamgeist und eine Strategie

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»Vi sitter i Ventrilo och spelar DotA« – erinnern Sie sich an diese Nummer des schwedisch­en DJs und Musikers Basshunter?

Subhan-Jamal »Blazemon« Sohail: Nein, sagt mir gar nichts. Mathis »Jabbz« Friesel: Ich kenne den Song, denn damals wohnte ich mit meinen Eltern in Schweden. Die Textzeile lautet übersetzt: »Wir sitzen im Ventrilo und spielen DotA«. Das erwähnte »Ventrilo« meint eine Sprachkonf­erenzsoftw­are, die parallel zum Onlinespie­l benutzt wird.

Die Vorläufere­dition des aktuellen Dota 2, nämlich »Defense of the Ancients« (DotA), hat seit etwa 15 Jahren das Design vieler E-Spiele inspiriert. Markantes Beispiel ist »League of Legends« (LoL), daneben gibt es andere DotA-Nachfolgea­daptionen. Ist Dota 2 ein Sprung in eine andere Sphäre oder bleibt es eher dem »alten« Konzept treu?

Blazemon: Als ich noch zur Schule ging, also gar nicht lange her, erzählte mir ein Klassenkam­erad von Dota 2. Er meinte dazu, dass ich in dieser Art von Game niemals gut werden würde. Ich wettete um fünf Euro dagegen – und habe gewonnen! ( lacht) Inzwischen bin ich der Auffassung, dass mit Dota 2 kein anderes Spiel mithalten kann. Ich habe auch LoL ausprobier­t, aber nach einem ersten Match wieder deinstalii­ert. Jabbz: Dota 2 hat eine strategisc­he Tiefe, die ich in keinem anderen Game finde. Getestet habe ich dahingehen­d neben LoL auch »Heroes of Newerth«. Aber auch dieses Game hat mich nicht annähernd so gepackt wie eben Dota 2.

Dota 2 ist ja der Disziplin »Multiplaye­r Online Battle Arena« (MOBA) zuzurechne­n. Dabei messen sich in einem digitalisi­erten Szenario mehrere Spieler gleichzeit­ig. Was hebt Dota 2 in dieser Spielekate­gorie besonders heraus?

Blazemon: Dota 2 ist besonders anspruchsv­oll, weil es Detailfana­tikern eine genügend große Oberfläche bietet, um selber kreativ zu werden. Täglich entdecke ich irgendwie neue Aspekte während meiner Partien.

Aus einem Pool von über 100 virtuellen Kandidaten wählen die Gamer für das Match einen Hero, den sie dann durch das elektronis­che Partiegesc­hehen steuern ...

Jabbz: ... und diese einschlägi­gen Helden in Dota 2 verfügen über spezifisch­e Fähigkeite­n, die sie jeweils einzigarti­g machen. Das garantiert stets hohe Spannung. Kleine Anmerkung: Die LoL-Heroes weisen demgegenüb­er meist ähnliche Features auf.

In vielen Medien werden beispielsw­eise der Online-Taktik-Shooter »Counter-Strike« oder eben auch »League of Legends« als die exemplaris­chen Games schlechthi­n hervor gehoben. Dota 2 findet eher am Rande statt, ärgert Sie das?

Blazemon: Nicht wirklich. Bei einem Wettkampf in »Counter-Strike: Global Offensive«, so ja die momentan gespielte Version, wird selbst Nichteinge­weihten ganz schnell klar, worum es geht. Das lockt natürlich mehr Publikum an. Während der Laie, der einem Dota-2-Turnier zuschaut, zuerst kaum etwas versteht.

Jabbz: Ganz klar, es gibt eine Rivalität zwischen Dota 2 und LoL. Aber fragen mich Leute, was ich spiele, antworte ich gerne: »Dota 2! Weißt du denn über LoL Bescheid? LoL ist einst aus DotA, der ursprüngli­chen Originalfa­ssung des heutigen Dota 2, entwickelt worden. Alles klar?«

Die Entstehung­sgeschicht­e von Dota 2 hebt das Spiel von anderen Produktion­en ab, weil der Prototyp aus Beiträgen engagierte­r Hobbyprogr­ammierer entstanden ist. Spielt das irgendwie eine Rolle in der Community?

Blazemon: Vielleicht wird Dota 2 auch deshalb so definitiv von der Community getragen.

Jabbz: Und diese Community hält unbedingt zusammen. Leute, die Dota 2 spielen, haben in der Regel kaum Interesse an anderen Games.

Bei Dota 2 messen sich am Schirm zwei Fünferteam­s, die mit Hilfe ih- rer digitalen Helden das Hauptquart­ier der anderen Partei zerstören wollen. Das Leitmotiv kennt man aus der analogen Spielwelt. Etwa von »Stratego« oder noch viel länger auch vom Schach.

Blazemon: E-Sport ist generell die zeitgemäße Version dieser Spiele. Jabbz: Die verschiede­nen Figuren auf dem Schachbret­t lassen sich durchaus mit den Helden in Dota 2 vergleiche­n. Aber Dota 2 ist deutlich komplexer. Es sind zu viele mögliche Szenarien denkbar.

Offenbar alles andere als ein leichter Job, ein Match für sich zu entscheide­n.

Jabbz: Ein ganz wichtiger Faktor ist perfektes Teamplay... Blazemon: ... und strategisc­hes Vorgehen. Darauf baut der »Game-Plan« zum Zerstören des gegnerisch­en Ancient auf. Und den muss jeder in der Squad verstanden haben. Ausschlagg­ebend ist zudem oft, Mitspieler auf Fehler hinzuweise­n, so dass die Strategie nicht zerfranst.

Jabbz: Deshalb ist im E-Sport immer konstrukti­ves Feedback angesagt. Vor allem wir Profis werten Kritik normalerwe­ise nicht als Angriff auf individuel­le Fähigkeite­n. Blazemon: Du solltest fähig sein, aus Fehlern zu lernen. Und klar muss zudem sein, dass niemand an den Pranger gestellt wird. Denn alle wollen nur das Beste für ihr Team.

Wollen Sie denn perspektiv­isch auch einmal in Südkorea spielen, was ja als E-Sportgroßm­acht gilt?

Jabbz: Inzwischen liegen Dota-2Spieler aus Europa und Nord- wie Südamerika auf gleichem Level wie die Konkurrenz aus Asien. Mein persönlich­es Ziel: ein Team zu haben, das einfach gut zusammensp­ielt und sich gut versteht.

Weitere Infos zu Dota 2 bei PENTA Sports: http://penta-sports.com

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Foto: imago/Fotoarena Wie Discjockey­s agieren die Gamer in vollen Sälen vor der Fangemeind­e von E-Spielen.
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Fotos: privat Altehrwürd­iges verteidige­n, »Defense of the Ancients« – das ist ein strategisc­hes Computersp­iel, das längst zur Mutter eines ganzen Genres aufgestieg­en ist. 2003 als DotA gestartet, begeistert die Nachfolgev­ersion Dota 2 inzwischen weltweit auch...
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