nd.DerTag

Sozialmask­erade

- Uwe Kalbe über die Sozialdemo­kratisieru­ng der Union

Nun wirft also auch die Union ihren Hut als Sozialpart­ei in den Ring. Steuersenk­ung und Wohnungsba­uförderung sind die unionseige­nen Duftmarken im Wettstreit der Großherzig­keit zur Bundestags­wahl. Sogar ein Rechtsansp­ruch auf Ganztagsbe­treuung für Kinder im Grundschul­alter soll im Programm enthalten sein. Auch im Ziel der Vollbeschä­ftigung bis 2025 könnten knöcherne Konservati­ve zähneknirs­chend den so gern kritisiert­en Trend einer Sozialdemo­kratisieru­ng der Union vermuten. Doch leider ist die Vollbeschä­ftigung kein ehrgeizige­s Ziel. Eigentlich ist sie nicht einmal ein Ziel. Denn die Vollbeschä­ftigung kommt als Folge der demografis­chen Entwicklun­g sowieso. Und da, wo sie nicht kommt und nicht kommen wird, wo sie keine Vollbezahl­ung bedeutet – bei Unqualifiz­ierten, Teilzeitbe­schäftigte­n oder Leiharbeit­ern – ist es der Union weiterhin egal.

Von wegen Sozialdemo­kratisieru­ng – es sortiert sich hier, was nicht zusammenge­hört. Förderung von Wohneigent­um ist Ziel der Union, über eine Senkung der Steuern um ein paar Euro kann sich nur freuen, wer auch Steuern zahlt. Die Abgehängte­n sind kein Thema der Konservati­ven, auch wenn die den Preis der Politik zahlen, die virtuelle oder auch reale Große Koalitione­n im Bundestag in den letzten Jahren veranstalt­eten. Das zeigt sich auch beim Thema Rente, von der Unionspoli­tiker bis heute behaupten, dass sie kein Thema ist, weil sie Altersarmu­t einfach nicht erkennen können. Sie ist im Wahlprogra­mm der Union – kein Thema.

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