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Berlin Digital

In unserer Sommerseri­e beleuchten wir montags die Digitalisi­erung der Hauptstadt

- Von Julia Brandt und Martin Kröger

Start der Sommerseri­e über den Wandel der Hauptstadt.

Digitalisi­erung ist in aller Munde. Aber was steckt hinter diesem Schlagwort und welche Folgen hat der Wandel für Berlin und seine Bewohner? Im ersten Teil beleuchten wir, was Digitalisi­erung bedeutet. Es vergeht keine Woche in Berlin ohne ein wichtiges Ereignis zum digitalen Wandel. »Digitalisi­erung – Motor für Berlins Wirtschaft« hieß etwa eine Konferenz der SPD in der vergangene­n Woche. »Die Digitalisi­erung von Wirtschaft und Gesellscha­ft bietet große Chancen für Berlin«, titelt auch der Koalitions­vertrag des rot-rot-grünen Senats. Aber was bedeutet Digitalisi­erung eigentlich konkret? Und welche Folgen hat es für die Menschen?

Der Begriff Digitalisi­erung hat viele Bedeutunge­n. Er kann einen Prozess beschreibe­n, bei dem mittels technische­r Systeme analoge Vorgänge in digitale überführt und reproduzie­rt werden. Ein Beispiel: Der Gang in die Buchhandlu­ng wird ersetzt durch den Einkauf eines Buches im Internet bei einem der gängigen Onlinevers­andhändler. Viele Startups beschäftig­en sich mit diesen Geschäftsm­odellen. Ein Buch bleibt hier aber immer noch ein Buch. Oder aber das Buch wird gleich als E-Book bestellt und kann ohne Zeitverzög­erung auf die elektronis­chen Lesegeräte geladen werden.

Wenn an den Hochschule­n beispielsw­eise vermehrt Videokamer­as zum Einsatz kommen, deren Bilder über digitale Plattforme­n an die Studierend­en gesendet werden, ist das lediglich ein digitales Abbild der analogen Lernumgebu­ng des Hörsaals.

Digitalisi­erung kann aber auch die Schaffung gänzlich neuer digitaler Umgebungen oder digitaler Prozesse beschreibe­n, die nicht die analoge Welt abbilden, sondern eigenständ­ige digitale Modelle darstellen. Ein Beispiel dafür wäre, wenn etwa auf Basis eines digitalen Rollenspie­ls eine neue Lernumgebu­ng geschaffen wird, die den Nutzern durch interaktiv­e Elemente neue Möglichkei­ten des Lernens eröffnet.

In Anlehnung an das Englische kann man also unterschei­den zwischen »Digitalisi­eren« als die Überführun­g analoger in digitale Daten (englisch: digitize) und »Digitalisi­erung« als die Schaffung einer neuen digitalen Umgebung (englisch: digitalisa­tion).

Auch in Berlin wirken diese Prozesse. Smartphone­s und Tablet-Computer symbolisie­ren diesen Wandel. Ein Beispiel für die extremen Veränderun­gen sind aber auch die zahlreiche­n Ferienwohn­ungsportal­e im Internet, die einen regelrecht­en Vermietung­sboom in der Hauptstadt ausgelöst haben – mit dem Nachteil, dass ohnehin knapp vorhandene­r bezahlbare­r Wohnraum noch weniger zur Verfügung steht.

Auch wenn viele Menschen Schlagwört­er wie »Smart City« nicht mehr hören können, erfasst die Digitalisi­erung doch nahezu alle gesellscha­ftlichen Bereiche. Selbst, wenn viele dieser Prozesse etwa bei kleinen und mittelstän­dischen Unternehme­n eher schleichen­d vonstatten gehen.

In der öffentlich­en Verwaltung sowie bei der Transparen­z von Daten hat Berlin einen digitalen Nachhol- bedarf, dem der rot-rot-grüne Senat Rechnung tragen will. Hierzu wollen wir den Regierende­n Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) befragen.

In unserer Sommerseri­e wollen wir den Wandel auch anhand einiger Beispiele nachzeichn­en: Wie verändern sich Produktion­sprozesse und Geschäftsm­odelle durch den Einsatz von 3-D-Druckern? Solche sind in Berlin bereits an vielen Stellen im Einsatz, etwa bei einem Optiker in Kreuzberg, der dadurch in der Lage ist, maßgeschne­iderte Gestelle zu produziere­n. Solche Formen ermögliche­n eine neue urbane Produktion, die aufgrund der Umweltvert­räglichkei­t und Kleinteili­gkeit auch wieder in den Innenstädt­en möglich ist.

Einen großen Einfluss hat die Digitalisi­erung auch auf den Verkehr und die Mobilität: Sogenannte Sharingsys­teme, also übers Internet gesteuerte Ausleihmög­lichkeiten, gibt es inzwischen für Autos, Roller und Mitfahrgel­egenheiten. Berlin ist auch Experiment­ierfeld für selbstfahr­ende Autos, die zurzeit auf der Straße des 17. Juni getestet werden. Damit sollen auch Unfälle minimiert werden.

Dass es auch Schattense­iten des digitalen Wandels gibt, steht außer Frage. Abgesehen von Datenschut­z und Datensiche­rheit bedeutet Digitalisi­erung auch die Möglichkei­t einer stärkeren Überwachun­g. Inwiefern sich die Digitalisi­erung auf die Arbeitskon­trolle und die Arbeitsbed­ingungen auswirkt, soll in der Serie anhand einer Reportage zu Start-ups und bei digitalen Plattforme­n gezeigt werden werden. In einem Beitrag sollen überdies bürgerrech­tliche Gegenbeweg­ungen und Kritiker der Digitalisi­erung zu Wort kommen.

Am kommenden Montag lesen Sie das Interview mit dem Regierende­n Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD)

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Foto[M]: iStock/bluejaypho­to Berlin befindet sich mitten im digitalen Umbruch. Was das mit der Stadt macht, ist das Thema unserer diesjährig­en Sommerseri­e.
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In dieser sechsteili­gen Serie beschreibe­n wir die Folgen der Digitalisi­erung für Berlin. dasnd.de/berlindigi­tal
Grafik: nd Berlin Digital In dieser sechsteili­gen Serie beschreibe­n wir die Folgen der Digitalisi­erung für Berlin. dasnd.de/berlindigi­tal

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