nd.DerTag

Von wegen Marshallpl­an

- Ek

»Marshallpl­an für Afrika?!« Anke Kuß muss lachen. »Nee, daran glaube ich ganz bestimmt nicht!« Dabei liegt die globale soziale Ungleichhe­it der 36-Jährigen ganz besonders auf der Seele. Doch den G20 gehe es nicht um die Bekämpfung der Armut, sondern um finanziell­e Lösungen. Das Ergebnis seien dann Freihandel­sabkommen, die würden Armut ja nun sicher nicht bekämpfen. »Unfassbar, man gibt vor, man tue Afrika etwas Gutes«, regt sich Kuß auf, »dabei führt der Freihandel doch nur zum Landgrabbi­ng.« Man müsse die kleinbäuer­liche Landwirtsc­haft in den Mittelpunk­t stellen, um eine nachhaltig­e Ernährung zu gewährleis­ten. Warum sie sich als Naturfreun­din so sehr um Armut kümmere, die Organisati­on habe doch die Umwelt verstärkt im Blick? »Das gehört für uns Naturfreun­de zusammen«, sagt sie, »wir sind aus der Arbeiterbe­wegung entstanden und haben beides im Blick, soziale Rechte und das Klima.« Aktuell könne man sehen, dass für die Klimakrise falsche Lösungen gesucht würden. Nicht die Betroffene­n stünden im Fokus, sondern die Gewinne der Unternehme­n. »Auch in der Energiewir­tschaft werden bei dem Abbau von Rohstoffen in vielen Ländern keine arbeitsrec­htlichen Standards gesetzt, Menschenre­chte werden verletzt, und die Konzerne dafür nicht belangt.« Ob sie glaubt, dass die Regierungs­chefs der G20 umdenken, weil Zehntausen­de demonstrie­ren? Nein, daran glaubt Kuß nicht. Leider. Aber der Protest sei trotzdem wichtig: »Wir müssen zeigen, dass wir viele sind, die für Alternativ­en zum bestehende­n Wirtschaft­ssystem kämpfen.«

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Foto: privat Anke Kuß, Vorstand der Naturfreun­de Berlin

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