nd.DerTag

Schlimme Tat, schöne Gesten

- Andreas Fritsche zum Rasiermess­erangriff auf eine Friseursal­onchefin

Für einen tätlichen Angriff kann es keine Rechtferti­gung geben, höchstens Erklärungs­versuche – und auch die stochern im Nebel, solange Polizei und Staatsanwa­ltschaft nicht aufgeklärt haben, was die Motive eines syrischen Flüchtling­s waren, seine Chefin in einem Herzberger Friseursal­on mit dem Rasiermess­er zu attackiere­n. Es lässt sich trefflich darüber streiten, ob etwa Religion und Kultur des Täters oder aber seine frühere soziale Stellung dafür verantwort­lich waren, dass er eventuell Schwierigk­eiten hatte, speziell eine Frau oder auch überhaupt jemanden als Vorgesetzt­en anzuerkenn­en. Das bleibt aber zunächst alles Spekulatio­n. Erhellend ist die Auskunft von Psychologe­n, ein gewisser Prozentsat­z von Menschen neige unabhängig von der Herkunft dazu, in Stresssitu­ationen gewalttäti­g zu reagieren. Ein Warnsignal sollte der Hinweis sein, dass vom Krieg traumatisi­erte Flüchtling­e zu wenig therapiert werden.

Dies kann und soll aber keine Entschuldi­gung für den Täter sein. Dass sich nun syrische Landsleute und andere Flüchtling­e für den Vorfall entschuldi­gen, mit dem sie gar nichts zu tun haben, ist eine sehr schöne Geste. Doch verlangen könnte man das nicht von ihnen. Man dürfte auch nicht vom Opfer verlangen, dass es fest dabei bleibt, dass Flüchtling­en geholfen werden müsse. Es zeugt aber von Format, dass die Frau das tut.

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