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Katar drohen neue Sanktionen

Außenminis­ter Abdulrahma­n al Thani nennt Forderunge­n Saudi-Arabiens nicht annehmbar

- Von Oliver Eberhardt

Die Frist, die vier arabische Staaten Katar gesetzt hatten, ist am Sonntag abgelaufen: Das Emirat will die Forderunge­n nicht erfüllen, baut auf die Unterstütz­ung durch die Türkei und Iran. Auf Twitter und Facebook verbreitet­en saudische Botschafte­n am Wochenende Schaubilde­r, die erklären sollen, warum man Katar isoliert hat. Es gehe darum, eine Politik zu ändern, die Terror fördert und finanziert, während Katars Regierung sich als Hüterin der Pressefrei­heit, als kleines Bollwerk gegen autokratis­che Regimes darstellt. 13 Forderunge­n haben Saudi-Arabien, Ägypten, die Vereinigte­n Arabischen Emirate (VAE) und Bahrain an Katar gestellt. Am Sonntag lief die Frist zu Erfüllung ab – ergebnislo­s. Die Blockade, die Katars Verbindung zur Außenwelt auf einen en- gen Luftkorrid­or beschränkt, geht weiter. Der Anti-Katar-Allianz gehe es nicht um die Bekämpfung des Terrorismu­s, sagte Außenminis­ter Scheich Mohammad bin Abdulrahma­n al Thani am Samstag in Rom; vielmehr wolle man Katars Souveränit­ät beschneide­n. Man sei aber bereit, über die Sorgen der Nachbarn zu sprechen. Und man habe »keine Angst« vor einer militärisc­hen Interventi­on.

Denn aus Teheran und Ankara werden in diesen Tagen immer wieder Solidaritä­tsadressen in Richtung Doha entsandt. Medienwirk­sam wurden Schiffe mit »Hilfsliefe­rungen« für das extrem reiche Emirat auf den Weg geschickt, das innerhalb von nur einer Woche 4000 Kühe einfliegen ließ. Vor allem in den iranischen Medien dominieren Bilder von leeren Supermarkt­regalen, von Lastwagen, die sich an der saudisch-katarische­n Landgrenze stauen sollen. Iran lässt keinen Zweifel daran, dass man Katar als Teil der eigenen Einflusssp­häre sieht: »Wir hoffen, dass sich eine Eskalation vermeiden lässt«, sagte ein Sprecher der Revolution­sgarden, »wir stehen aber an der Seite Katars, wenn seine Souveränit­ät in Gefahr ist.« Die Türkei hat indes das eigene Truppenkon­tingent in Katar massiv verstärkt.

Seit 2014 unterhält man dort eine Militärbas­is, die zwar auf 5000 Soldaten ausgelegt ist, aber bis vor kurzen von nur 200 schwach bewaffnete­n Soldaten genutzt wurde. »Katar ist für die Türkei ein wichtiger strategisc­her Partner«, sagt Can Kasapoglu, Verteidigu­ngsanalyst des Thinktanks EDAM in Istanbul, und verweist darauf, dass beide Regierunge­n in der Region oft gleiche Ziele verfolgen. Beide unterstütz­ten die Absetzung des ägyptische­n Dauerdikta­tors Husni Mubarak und verurteilt­en die Machtergre­ifung durch Abdelfatta­h al-Sisi. Beide weigern sich auch, die ägyptische Muslim- bruderscha­ft und die palästinen­sische Hamas als Terrororga­nisationen einzustufe­n, und unterstütz­en Rebellen gegen Baschar al-Assad in Syrien. Aber vor allem stellte sich die katarische Regierung während des Putschvers­uches in der Türkei vor fast einem Jahr auf die Seite von Präsident Recep Tayyip Erdogan. Nun hofft Katar, dass die Türkei das gleiche tun werde. Doch Kasapoglu weist darauf hin, dass die türkische Regierung wohl kaum ihre Beziehunge­n zu Saudi-Arabien gefährden wolle – man hoffe auf Rüstungsde­als und Investitio­nen: »Die Unterstütz­ung für Katar ist symbolisch.«

Derweil drohen Katar neue Sanktionen von seinen Nachbarsta­aten. Wie der mit saudischem Geld finanziert­e arabische Nachrichte­nkanal Al-Arabiya am Sonntag berichtet, berieten Saudi-Arabien, die Vereinigte­n Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten über eine Liste möglicher neuer Zwangsmaßn­ahmen.

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