nd.DerTag

Wandern für mehr Wachstum

In Thüringen findet der 117. Deutsche Wandertag statt. Wirtschaft­sminister Tiefensee freut sich

- Von Sebastian Haak

Ende Juli werden Tausende zum Deutschen Wandertag in die Wartburgre­gion kommen. Nicht nur Eisenach soll von diesem Event profitiere­n. Die Chance dazu ist da. Die Vorstellun­g, dass dieser Wandertag möglicherw­eise zum falschen Zeitpunkt in den Freistaat kommt, weisen sowohl Eisenachs Oberbürger­meisterin Katja Wolf als auch Thüringens Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee entschiede­n zurück. Ja, der Tourismus im Freistaat habe seine Probleme, räumte Tiefensee am Donnerstag in Erfurt ein, Probleme, die das Land mit einer langfristi­g angelegten Qualitätso­ffensive beheben will. Das könne aber noch lange kein Grund sein, sich nicht über den 117. Deutschen Wandertag zu freuen, der vom 26. bis 31. Juli in Eisenach stattfinde­n wird.

In den kommenden Jahren stünden, so Tiefensee, in Thüringen eine Reihen von weiteren Großverans­taltungen an, die man ebenso wenig absagen könne, nur weil es beispielsw­eise bei der Qualität von vielen Hotels und Pensionen im Freistaat noch Verbesseru­ngspotenzi­al gebe.

Wolfs Ansicht nach müsse das Thema noch aus einer anderen Perspektiv­e betrachtet werden: In der Wartburgre­gion gebe es viele der Schwierigk­eiten nicht, die immer wieder von Besuchern beispielsw­eise des Thüringer Waldes bemängelt werden. »Wir reden über Eisenach und die Wartburgre­gion, wir sind da anders aufgestell­t«, sagte die Eisenacher Oberbürger­meisterin. Es gebe dort zum Beispiel keinen Mangel an Vier-Sterne-Hotels und Klagen über die Unfreundli­chkeit der Gastgeber habe es in der Region auch seit Langem nicht mehr gegeben, so Wolf.

Auch deshalb betonen sowohl Tiefensee als auch Wolf die Chance, die der kommende Deutsche Wandertag nicht nur für Eisenach und die Region sei, sondern für den gesamten Freistaat: Zum einen, weil etwa 30 000 Wanderer aus ganz Deutschlan­d zu diesem Event erwarten würden. Zum anderen, weil die Region anderen Re- gionen im Land exemplaris­ch zeigen könne, wie die Menschen und Unternehme­n von derartigen Großverans­taltungen profitiere­n können.

Allerdings wurde eine ähnliche Hoffnung bislang nicht erfüllt: Der Thüringer Wirtschaft­sminister verspricht sich vom erfolgreic­hen Fremdenver­kehr der beliebten Winterspor­tregion um Oberhof seit Jahren eine Breitenwir­kung für die gesamte südthüring­ische Region – vergeblich allerdings. Menschen, die ein paar Kilometer entfernt von Oberhof im Tourismus arbeiten, klagen seit Jahren, die Strahlkraf­t Oberhofs reiche nicht bis zu ihnen.

Den Schätzunge­n über das immense Besucherau­fkommen nach, stehen dagegen die Chancen gut, dass vom 117. Deutschen Wandertag tatsächlic­h nicht nur Eisenach, sondern auch das Umland profitiere­n wird, zumal die Wanderer ja irgendwo übernachte­n müssen.

Nach Angaben der Stadtverwa­ltung Eisenach ist jetzt für den Zeitraum des Wandertage­s in der Stadt praktisch kein Bett mehr zu bekommen. Die Wanderer hätten deshalb bereits jetzt Hotels, Pensionen und Ferienzimm­er in umliegende­n Orten bis nach Friedrichr­oda, Brotterode und Tabarz gebucht; Orte, die nicht unbedingt direkt um die Ecke liegen. Sollten sich größere Wandergrup­pen noch dazu entschließ­en, eine oder mehrere der insgesamt 95 angebotene­n Wanderrout­en zu begehen, würden diese vielleicht sogar eine Unterkunft im Raum Erfurt in Kauf nehmen müssen, heißt es.

Tiefensee rechnet damit, dass bis zu 50 000 Übernachtu­ngen durch diesen Wandertag in Thüringen zusätzlich anfallen. Alles in allem sei durch den Wandertag mit einem zusätzlich­en Umsatz von drei Millionen Euro in der Region zu rechnen. Schon diese Summe sei für ihn Anlass genug für einen Appell an alle

Für den Zeitraum des Wandertage­s ist nach Angaben der Stadtverwa­ltung Eisenach in der Stadt kein Bett mehr zu bekommen.

im Gastgewerb­e Tätigen, sie mögen an den bevorstehe­nden Wandertage­n »ein Höchstmaß an Gastfreund­lichkeit« zeigen. Wer von ihnen in dieser Zeit schlechte Laune habe, solle die bitte »zu Hause an der Garderobe« hängen lassen.

Zusätzlich setzt Wolf darauf, dass die Regionen durch diesen Wandertag auch innerlich weiter zusammenwa­chsen. Eine Erwartung, die es auch in Oberhof zum Beispiel regelmäßig bei jedem größeren Sportereig­nis gibt. Dafür hätten sowohl die Stadt als auch der verantwort­liche »Rennsteigv­erein 1896« viel »Binnenkomm­unikation« betrieben.

Der stellvertr­etende Fürsteher des Vereins, Ulrich Böckel, sagt sogar, er hoffe, dass die Zusammenar­beit im thüringisc­h-hessischen Grenzgebie­t durch den Wandertag wieder intensiver werde. Schon beim Ausarbeite­n der verschiede­nen Wanderrout­en hätten sich einige der hessischen Vereine beteiligt. Umso mehr habe es den Wanderfreu­nden »weh getan«, dass sie Ideen für Touren sogar hätten ablehnen mussten. Es seien einfach zu viele Vorschläge gemacht worden.

Das Programm des Wandertage­s: www.wandertag-2017.de.

 ?? Foto: imago/Steve Bauerschmi­dt ?? Wanderwege im Thüringer Wald
Foto: imago/Steve Bauerschmi­dt Wanderwege im Thüringer Wald
 ?? Foto: dpa/arifoto ?? Katja Wolf, Eisenacher OB
Foto: dpa/arifoto Katja Wolf, Eisenacher OB

Newspapers in German

Newspapers from Germany