nd.DerTag

Bedrohung der Macht

Mehrere arabische Regierunge­n fordern die Schließung des Nachrichte­nsenders Al Dschasira

- Von Oliver Eberhardt

Wenn man in Kairo, Riad, Dubai oder Bagdad den Fernseher einschalte­t, sich durch die Programme schaltet, dann sieht man Fernsehser­ien, in denen bessere Leute lieben und leiden, man hört religiöse Erbauung, man erfährt von ernst drein blickenden Sprechern von den neuesten Errungensc­haften der jeweiligen Regierung. Und irgendwann sieht man auch dies: Berichte über Umweltvers­chmutzung, über das Leben in der von Huthi-Milizen kontrollie­rten jemenitisc­hen Hauptstadt Sana‘a, über israelisch­e Siedler; man hört, wie Analysten die arabische Tagespolit­ik auseinande­r nehmen.

Seit seiner Gründung 1996 durch die Regierung des Emirats Katar hat sich der arabischsp­rachige Nachrichte­nsender Al Dschasira in der arabischen Welt eine große Zuschauerz­ahl erarbeitet. Nach eigenen Angaben hat der Sender rund 40 Millionen Zuschauer täglich; zuverlässi­ge Erhebungen über die Reichweite gibt es aber nicht.

Sicher ist aber: In Gaststätte­n, in Geschäften, überall wo Menschen zusammen kommen, und ein Fernseher steht, läuft irgendwo auch Al Dschasira; die Verbreitun­g des Senders ist so groß, dass er in der diplomatis­chen Krise zwischen einer Reihe von arabischen und muslimisch­en Staaten und Katar eine zentrale Rolle spielt: In einer Liste von 13 Forderunge­n, die Katar vor Aufhebung der Blockade erfüllen soll, steht die Schließung des Nachrichte­nprogramms ganz oben.

Der Sender fördere den Terrorismu­s, werde von der katarische­n Regierung dazu genutzt, sich in die inneren Angelegenh­eiten anderer Länder einzumisch­en, sagen vor allem die Regierunge­n Ägyptens und SaudiArabi­ens. Als Beleg dafür führt man

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