nd.DerTag

In Gaststätte­n, in Geschäften, überall wo Menschen zusammen kommen, und ein Fernseher steht, läuft irgendwo auch Al Dschasira.

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Interviews mit Vertretern von islamistis­chen, oft auch militanten Gruppen wie der palästinen­sischen Hamas, der Hisbollah im Libanon, den afghanisch­en Taliban, den Huthi-Milizen im Jemen oder der Muslimbrud­erschaft in Ägypten an.

Weniger deutlich äußern die jeweiligen Regierunge­n aber, dass man den Begriff »Terrorismu­s« sehr viel weiter fasst: »Wenn eine Gruppe gegen die legitime Regierung eines Landes agitiert, dann ist das Terrorismu­s«, sagte Prinz Mohammad, damals saudischer Verteidigu­ngsministe­r, der seit der vergangene­n Woche nun offiziell Thronfolge­r ist, 2016 in einem Interview, und der ägyptische Präsident Abdelfatta­h al Sisi erklärt ebenfalls immer wieder opposition­elle Gruppierun­gen auch dann zu »Terroriste­n«, wenn sie nicht gewaltbere­it sind. Denn in dieser Logik erzeugen diese Gruppen Gewalt, weil sie andere Ansichten vertreten; »Anstachelu­ng zum Aufruhr« sei das, heißt es in Ägypten, »Aufrufe zur Destabilis­ierung des Staats« nennt man es in Saudi-Arabien und den Vereinigte­n Arabischen Emiraten.

Es gibt aber durchaus auch andere, nicht machtpolit­ische Kritiker des Senders. Sie verweisen auf eine Vielzahl Studien und Auswertung­en. So Dschasira-Muttergese­llschaft »Qatar Media Corporatio­n«, die der katarische­n Herrscherf­amilie gehört: »Es würde wohl niemand auf die Idee kommen, einem europäisch­en Fernsehsen­der Radikalisi­erung vorzuwerfe­n, weil er über rechte Gruppierun­gen oder Flüchtling­sthematike­n berichtet.« Auch radikale Gruppierun­gen seien »Teil der arabischen Realität.«

Das Unternehme­n verweist auf die eigene Israel-Berichters­tattung: Immer wieder lässt man dort auch Vertreter der israelisch­en Rechten, selbst der in Israel als terroristi­sch eingestuft­en Kach-Bewegung zu Wort kommen. Und aus Ägypten berichtet man derzeit sehr umfangreic­h über säkulare Gruppierun­gen, Bewegungen der Zivilgesel­lschaften, von denen viele von der ägyptische­n Regierung als terroristi­sch eingestuft werden.

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Foto: AFP/Jean-Sebastien Evrard Dem Sender Nachrichte­nsender Al Dschasira wird Terrorprop­aganda vorgeworfe­n

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