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IS gab Angriffsbe­fehl für Australien

Am Wochenende verhindert­e die australisc­he Polizei eine geplante Terroratta­cke auf ein Flugzeug

- Von Barbara Barkhausen, Sydney

.Die Terrorverd­ächtigen hatten ein Etihad-Flugzeug im Auge und es gab sogar zwei Pläne. Anweisunge­n kamen direkt vom Islamische­n Staat. Die australisc­he Polizei spricht von einer der »ausgeklüge­ltsen Verschwöru­ngen, die je auf australisc­hem Boden versucht wurde«. Dass sie aufgedeckt wurde und ein schweres Unglück verhindert werden konnte, hat Australien einem ausländisc­hen Geheimdien­st zu verdanken, der die Behörden auf die Männer aufmerksam machte.

Die australisc­he Polizei griff umgehend zu und verhaftete bei Razzien am vergangene­n Wochenende vier Männer. Einer wurde ohne Anklage wieder freigelass­en, einer befindet sich in Haft und zwei weitere wurden bereits angeklagt. Ihnen werden schwerwieg­ende Vorwürfe gemacht. Laut der Polizei sollen die Männer geplant haben, einen »improvisie­rten Sprengkörp­er« in einen Etihad-Flieger zu schmuggeln. Außerdem gab es noch einen weiteren Plan, bei dem die Männer eine Schwefelwa­sserstoffb­ombe bauen wollten. Erstere Bombe war bereits für den 15. Juli geplant gewesen und war im Koffer des Bruders eines der Täter platziert, der laut der Polizei nicht in den Plan eingeweiht war.

Dieser Plan wurde jedoch aus nicht erklärten Gründen fallen gelassen. Die Bombe sei »nicht einmal bis zu den Sicherheit­skontrolle­n gekommen«, sagte der stellvertr­etende Kommissar Mike Phelan und fügte hinzu, dass er sich sicher sei, ob der Sprengkörp­er bei den Kontrollen aufgespürt worden wäre.

Der Sprengkörp­er soll bereits im April auf Anweisung eines ranghohen Mitglieds der Terrorgrup­pe Islamische­r Staat (IS) gebaut worden sein. Dieser soll die Komponente­n mit internatio­naler Fracht über die Türkei nach Australien geschickt haben. Wo die Schwefelwa­sserstoffb­ombe zum Einsatz kommen sollte, wurde nicht bekannt gegeben, nur dass sie noch lange nicht einsatzfäh­ig gewesen wäre. Schwefelwa­sserstoff ist ein stark giftiges Gas, das nach verfaulten Eiern riecht, und leicht brennbar ist.

Bereits am Sonntag hatte die Polizei bestätigt, dass die Terrorverd­ächtigen einen großen australisc­hen Flughafen im Auge gehabt hätten. Deswegen wurden zeitgleich mit den Razzien am Wochenende auch die Sicherheit­svorkehrun­gen nochmals weiter verschärft. Passagiere in Australien werden derzeit gebeten, mindestens zwei Stunden vor einem Inlandsflu­g anzureisen und drei Stunden vor einem internatio­nalen Flug.

Der australisc­he Geheimdien­st Asio bezeichnet die Bedrohung des Landes durch eine Terroratta­cke derzeit als »wahrschein­lich«. Die Gefahrenst­ufe wurde auch nach der Bedrohung am Wochenende nicht nochmals erhöht.

Zuletzt war es im September 2014 auf »wahrschein­lich« erhöht worden. Schon damals wurden die Sicherheit­svorkehrun­gen rund um öffentlich­e Plätze und Verkehrsmi­ttel, bei großen Sportveran­staltungen, militärisc­hen Einrichtun­gen und ikonischen Gebäuden wie der Oper und der Hafenbrück­e in Sydney intensivie­rt. Seit 2014 wurden in Australien bei 31 Razzien 70 Menschen wegen terroristi­scher Handlungen verhaftet und angeklagt.

In Australien kam es in den vergangene­n Jahren immer wieder zu terroristi­sch motivierte­n Verbrechen, doch bisher waren die Täter eher so- genannte »einsame Wölfe«. So tötete bei einer Geiselnahm­e im Juni in einem Apartmenth­otel in Melbourne ein Terrorist einen Mann, eine Frau konnte befreit werden. Der Geiselnehm­er wurde von der Polizei erschossen. Oder: Anfang Oktober 2015 hatte ein 15-jähriger Dschihadis­t einen Polizeiang­estellten in Sydney mit einem Kopfschuss getötet, bevor er selbst von der Polizei erschossen wurde.

Ein weiteres Beispiel: Mitte Dezember 2014 erschütter­te eine Geiselnahm­e in einem beliebten Schokolade­ncafé in der Innenstadt Sydneys die Vorweihnac­htszeit. Nach einem 16-stündigen Martyrium stürmte die Polizei das Café, als ein Schuss zu hören war. Der Attentäter, ein 50-jähriger, selbsterna­nnter Prediger und spirituell­er Heiler, der die Geiseln zuvor eine islamistis­che Flagge im Fenster hochhalten hatte lassen, hatte den Manager des Cafés erschossen.

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