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Audi-Managern drohen Bußgelder

Verkehrsex­perte schätzt Kosten von Fahrverbot­en für Verbrauche­r auf 15 Milliarden Euro

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Die Kritik am Ausgang des Dieselgipf­els reist nicht ab. Softwareup­dates reichen nicht aus, um die Luft sauberer zu machen.

Berlin. Der Diesel-Skandal hat für Audi-Manager weitere Konsequenz­en. Wegen möglicher Verletzung von Aufsichtsp­flichten laufe ein Bußgeldver­fahren gegen noch unbekannte Vorstände des Autobauers, teilte die Münchner Staatsanwa­ltschaft am Freitag mit. Die Behörde hatte im März bereits ein Strafverfa­hren wegen des Verdachts des Betruges und der strafbaren Werbung bei Audi eingeleite­t. Dabei geht es um Abgasmanip­ulationen in Europa und den USA. Anfang Juli hatte die Staatsanwa­ltschaft dann einen früheren führenden Motorenent­wickler von Audi verhaftet.

Derweil reist die Kritik am Ausgang des Dieselgipf­els nicht ab. Bei diesem hatten sich Bund, Länder und Autobauer am Mittwoch auf eine Mi- nimallösun­g für die hohe Stickoxidb­elastung geeinigt, die von DieselPkws verursacht wird. So sollen insgesamt 5,3 Millionen Autos mit einem Softwareup­date umweltfreu­ndlicher gemacht werden.

»Die Erwartunge­n an den Dieselgipf­el wurden nicht erfüllt: keinerlei Vertrauen wurde zurück gewonnen, deutschen Großstädte­n drohen Fahrverbot­e«, sagte der Vorsitzend­e des Verkehrsau­sschuss des Bundestage­s Martin Burkert (SPD). Die Konzerne hätten mit der Dieseltech­nologie jahrelang sehr viel Geld verdient. Der Ausstieg aus dem Diesel habe unweigerli­ch begonnen und muss nun sukzessive und koordinier­t erfolgen. »Die Autofahrer dürfen nicht die Zeche zahlen.«

Dem Autoexpert­en Ferdinand Dudenhöffe­r zufolge könnten Fahrverbot­e für die Verbrauche­r Kosten in Höhe von 15 Milliarden Euro nach sich ziehen – so das Ergebnis einer Modellrech­nung des Professors von der Uni Duisburg-Essen. Dudenhöffe­r geht darin von einem Wertverlus­t von zehn Prozent des jeweils aktuellen Restwertes aus – maximal aber 1500 Euro, dem Preis für eine Hardware-Nachrüstun­g an den Autos, mit der sich aus seiner Sicht Fahrverbot­e verhindern ließen.

»Die löchrigen Gesetze und fehlenden amtlichen Überprüfun­gen von Umweltstan­dards kosten die Autofahrer viel Geld«, heißt es in dem Gutachten. Die Probleme einer mangelnden gesetzlich vorgeschri­ebenen Abgasreini­gung seien lange bekannt gewesen, trotzdem habe man durch den Steuervort­eil beim Kraftstoff sogar noch einen zusätzlich­en Dieselboom erzeugt.

Bayerns Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) will dem auf dem Dieselgipf­el »gefundenen Programm maximal drei Monate« geben. Sollte die Luftqualit­ät bis dahin nicht nachweisba­r besser geworden sein, müsse der Bund weitere Maßnahmen er- greifen. Denkbar ist ihm zufolge eine »Dieselpräm­ie« für alte Stinker analog zur Kaufprämie für Elektroaut­os. Deren Kauf wird derzeit mit bis zu 4000 Euro bezuschuss­t – zu je 50 Prozent vom Staat und den Hersteller­n.

Die Grünen machen die Einführung der blauen Plakette zur Koalitions­bedingung im Bund. »Wir Grüne wollen, dass die Kommunen endlich gezielt Fahrverbot­e einräumen können, um die Bürger in den Städten vor den dreckigste­n Stinkern besser zu schützen«, sagte der wirtschaft­spolitisch­e Sprecher der Grünen-Bundestags­fraktion, Dieter Janecek, dem »Handelsbla­tt«. Mit der blauen Plakette können Städte schmutzige Dieselauto­s aus besonders belasteten Stadtteile­n fernhalten.

Eine für Freitag angekündig­tes Geständnis des wegen der Abgasmanip­ulationen in den USA in Haft sitzenden VW-Manager lag bis Redaktions­schluss noch nicht vor.

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