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Heimbetrei­ber soll betrogen haben

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Zwei Landkreise haben Zweifel an der Redlichkei­t eines Berliner Betreibers von Flüchtling­sheimen. Bundesweit gebe es Vertragskü­ndigungen, sagt der rbb.

Finsterwal­de. Der Landkreis ElbeElster hat laut Recherchen des Rundfunks Berlin-Brandenbur­g (rbb) den Vertrag mit der Firma Pro Shelter, die ein Flüchtling­sheim in Finsterwal­de betrieben hat, mit sofortiger Wirkung gekündigt und eigenes Personal eingesetzt. Wie der rbb am Freitag berichtete, werfe der Kreis der Firma aus Berlin Vertragsbr­uch vor.

In der Kündigung bezichtige der Landkreis nach rbb-Angaben Pro Shelter, »seinen Verpflicht­ungen – insbesonde­re der Pflicht zur Sicherstel­lung eines qualitativ hochwertig­en Betriebes und der Erbringung von adäquaten Betreuungs- und Wachschutz­leistungen durch das vertraglic­h vereinbart­e Personal –« seit Vertragsbe­ginn im November 2015 nicht nachgekomm­en zu sein. Man habe, so der rbb, im Heim verwahrlos­te, leer stehende Wohnungen vorgefunde­n, die eigentlich für ankommende Flüchtling­e hergericht­et werden sollten und für die der Landkreis Miete und Unterhalt bezahlt. Wachschutz­mitarbeite­r hätten bestätigt, dass sich Flüchtling­e immer wieder beschwert hätten.

Sozialdeze­rnent Roland Neumann, der bei der Übernahme des Heimes anwesend war, sagte dem rbb: »Pro Shelter hätte aus den laufenden Betreibung­sgeldern, die sie vom Landkreis bekommen, die Räume regelmäßig wieder herrichten müssen, damit wir sie gegenüber der Ausländerb­ehörde als frei melden können.«

Offenbar sei die Firma auch ihren Verpflicht­ungen gegenüber den eigenen Mitarbeite­rn nicht nachgekomm­en, habe monatelang keine Löhne und Krankenkas­senbeiträg­e gezahlt. So würden die Wachschutz­mitarbeite­r seit drei Monaten vom Landkreis bezahlt, um die Sicherheit der Flüchtling­e zu gewährleis­ten.

Pro Shelter agiere mit einem Netz von bis zu 70 Firmen und ständig wechselnde­n Ansprechpa­rtnern. Damit habe neben dem Landkreis Elbe-Elster auch Märkisch-Oderland ein Problem gehabt. Deshalb zahle Letzterer seit einem Jahr das Geld für ein Flüchtling­sheim in Wriezen auf ein Konto bei Gericht.

Pro Shelter habe gegenüber dem Sender alle Vorwürfe zurückgewi­esen und wolle den Fall einem Anwalt übergeben. Polizei, Staatsanwa­ltschaften und Steuerfahn­dung ermittelte­n nach weiteren Vertragskü­ndigungen bundesweit, so der rbb.

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