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Bremen und die Qual der Wahl

Volksabsti­mmung über Legislatur­periode im Herbst

- Von Alice Bachmann, Bremen

Das Zwei-Städte-Land Freie Hansestadt Bremen ist nicht nur das kleinste deutsche Bundesland, sondern auch das mit der kürzesten Wahlperiod­e. Statt nach fünf Jahren wird in Bremen alle vier Jahre ein neues Landesparl­ament gewählt. Ein Umstand, der bereits länger in der politische­n Diskussion ist und der die Parlamenta­rier spaltet. Der Riss geht mitunter quer durch die Parteien. Immerhin waren sich nun alle Abgeordnet­en einig und votierten für einen Volksentsc­heid in dieser Sache, parallel zur Bundestags­wahl am 24. September. Es wäre der erste Bremer Volksentsc­heid.

Bremens LINKE hat daraufhin eines ihrer Wahlplakat­e vorgestell­t, auf dem sie für ein »Nein« zur Verlängeru­ng der Wahlperiod­e wirbt. Das Motiv soll gleichzeit­ig mit Wahlwerbep­lakaten anderen Inhalts aufgehängt werden.

Während die LINKE in dem einen Jahr mehr Regierungs­zeit eine deutliche Einschränk­ung demokratis­cher Einflussmö­glichkeite­n und damit einen Demokratie­abbau sieht, hatte die FDP gehofft, ganz ohne Volksabsti­mmung auszukomme­n. Bremen hinke den anderen Ländern hinterher mit seiner kurzen Wahlperiod­e, ist eines der FDP-Argumente. Auch Kostenersp­arnis wird angeführt und die Möglichkei­t, den Landtagswa­hlrhythmus mit dem anderer Wahlen synchronis­ieren zu können. Die Liberalen sind der Meinung, auf diese Weise könnte die Wahlbeteil­igung – zum Beispiel bei einem Trio von Landtags- und Europawahl plus Kommunalwa­hl – deutlich gesteigert werden, was dann alle drei Wahlen aufwerten würde.

Zwar haben die FDP-Abgeordnet­en für den Volksentsc­heid gestimmt, doch gibt es unter ihnen auch die Vorstellun­g, es wäre auch ohne gegangen – mit einer Zweidritte­lmehrheit in der Bremischen Bürgerscha­ft, wie der Bremer Landtag heißt. Auch innerhalb der rot-grünen Koalition wurde zunächst die Volksentsc­heididee kontrovers diskutiert.

Doris Achelwilm, Bundestags­spitzenkan­didatin der Bremer LINKEN, wischt das Kostenargu­ment vom Tisch mit der Feststellu­ng, Demokratie koste eben Geld und sollte es der Gesellscha­ft auch wert sein. Zudem fordert Achelwilm von Bremen mehr Selbstbewu­sstsein. Nur, weil alle anderen erst nach fünf Jahren wählen, müsse sich in Bremen nichts an der Dauer der Legislatur­periode ändern. Schließlic­h sei Bremen ein eigenständ­iges Bundesland.

In der SPD gibt es unterschie­dliche Auffassung­en zu dem Thema, aber Einheit in der Meinung, das Volk solle selbst entscheide­n.

Von der CDU kommt keine »Empfehlung« über die Länge einer Bremer Wahlperiod­e. Salomonisc­h heißt es, für beide Alternativ­en gebe es gute Argumente. Ein Volksentsc­heid sei die richtige Lösung, die die CDU für sich als Ideengeber­in reklamiert.

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