Das metrische System und die Revolution
Die französische Revolution stürzte nicht nur Monarchie und Adel, sie beendete auch das Chaos der lokalen Maßeinheiten für Länge, Masse, Volumen. An dessen Stelle setzte die Revolution das heute herrschende metrische System. Eine Kommission der französische Akademie entwarf im Auftrage der Nationalversammlung ein Maßsystem, das sich – so gut das damals ging – an Naturkonstanten orientierte. Die Experten – unter ihnen berühmte Mathematiker wie Legendre, Lagrange und Laplace sowie der Physiker Coulomb – definierten die grundlegende Einheit, das Längenmaß Meter (von griechisch metron = das Maß), als den zehnmillionsten Teil des Längengrades,
der durch Paris verläuft. Zwischen Dünkirchen und Barcelona wurde diese Strecke ziemlich genau vermessen. Im Ergebnis wurde 1799 ein Maßstab aus Platin gefertigt, an dem allen anderen Messgeräte ausgerichtet werden konnten. Das Kilogramm wurde über die Masse eines Kubikdezimeters Wasser bei 4° Celsius aus dem Längenmaß abgeleitet. 1799 wurde das neue Maßsystem zum Gesetz erhoben.Und so kam es erst nach dem Staatsstreich Napoleon Bonapartes zur gesetzlichen Einführung der neuen Maßeinheiten.
Zwar verbreitete Napoleon auf seinen Feldzügen das neue französische Zivilrecht ebenso wie das neue metrische Maßsystem. Doch Erfolg
hatten die neuen Maße erst mit dem Siegszug der Industrie und des Welthandels sowie dem Verbot der traditionellen Maßeinheiten für den Handel – in Frankreich erst 1840, in Deutschland praktisch erst mit der Reichsgründung nach 1871.
Am 20. Mai 1875 unterzeichneten die Vertreter von 17 Staaten in Paris mit der Meter-Konvention das erste Abkommen über eine weltweit anerkannte genaue Maßeinheit. 1879 fertigten dann Pariser Goldschmiede aus einer Platin-IridiumLegierung neue Prototypen für Meter und Kilogramm. Während ersterer nur noch musealen Wert hat, ist das »Urkilo« noch immer das Maß der Dinge.