nd.DerTag

Ankläger

- Von Elisabeth Heinze

Der griechisch­e Journalist Kostas Vaxevanis berichtet über das »System von Korruption und Verdorbenh­eit«. Dies bringt ihm nicht nur Lorbeeren ein. Nun ist er in Athen wegen übler Nachrede zu einer achtmonati­gen Haftstrafe mit drei Jahren Bewährung verurteilt worden, ging in Berufung und ist auf freiem Fuß. Stavroula Nikolopoul­ou, Ehefrau des Chefs der Griechisch­en Notenbank Giannis Stournaras, hatten Vaxevanis Äußerungen über sie im Politmagaz­in »Hot Doc« missfallen. Um der Familie Stournaras Geld zu beschaffen, habe sie aus Krebs eine »ansteckend­e« Krankheit gemacht, textete er. Die Unternehme­rin, die unter Korruption­sverdacht steht, hatte ihn daraufhin wegen Verleumdun­g angeklagt. Ihre Werbefirma hatte für eine Krebskampa­gne zwei Millionen Euro vom staatliche­n Prävention­szentrum (KEELPNO) für ansteckend­e Krankheite­n erhalten, obwohl die Behörde ihre Botschafte­n eigentlich kostenspar­ender über staatliche Medien verbreiten kann.

Seine Laufbahn begann der 1966 geborene Vaxevanis bei der Zeitung »Rizospasti­s« der Kommunisti­schen Partei Griechenla­nds. Der Öffentlich­keit wurde er durch die Publikatio­n der »Lagarde-Liste« bekannt: Christine Lagarde, damals Finanzmini­sterin Frankreich­s, heute Chefin des Internatio­nalen Währungsfo­nds, hatte dem griechisch­en Amtskolleg­en Giorgos Papakonsta­ntinou 2010 eine Liste vorgelegt. Darin waren die Namen von über 2000 Kontoinhab­ern aufgeliste­t, die ihr Geld mit größter Wahrschein­lichkeit an den Steuerbehö­rden des Landes vorbei bei der Schweizer Bank HSBC zur Seite geschafft hatten. Nichts geschah, bis Vaxevanis die Liste 2012 bei »Hot Doc« veröffentl­ichte. Er wurde deswegen angeklagt, aber freigespro­chen.

Im Fall Nikolopoul­ou hatte Vaxevanis nicht ganz so viel Glück. Zwar laufen die Ermittlung­en gegen die Notenbanke­r-Gattin wegen Vorteilser­schleichun­g weiter, weshalb die Richter ihn nicht wegen Falschauss­age verurteile­n konnten. Jedoch sprachen sie ihn in einem argumentat­iven Eiertanz wegen Beleidigun­g schuldig. Könnten seine Vorwürfe einen wahren Kern tragen?

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Foto: dpa/ Orestis Panagiotou Kostas Vaxevanis berichtet über Korruption und Steuerbetr­üger.

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